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Themen der Ausgabe Juni 2022Weiter Vorbehalte abbauenKarl-Friedrich Ernst, Leiter des KVJS-Integrationsamtes, hat in den letzten Jahrzehnten die Weiterentwicklung des bundesweiten Schwerbehindertenrechts maßgeblich mitgeprägt. Ende Juli geht er in den Ruhestand. Ein Gespräch über Gewesenes und Kommendes.
Herr Ernst, Sie überblicken mehr als 30 Jahre Schwerbehindertenrecht. Was waren die wichtigsten Meilensteine? Ganz vorn steht hier die Schaffung des SGB IX im Jahr 2001 als Nachfolger des alten Schwerbehindertengesetzes mit vielen Verbesserungen. Für die ursprünglichen Selbsthilfefirmen gibt es seither einen rechtlichen Rahmen als Inklusionsbetriebe. Der neue Rechtsanspruch auf Arbeitsassistenz hat vielen körperlich stark behinderten Menschen ermöglicht, berufstätig zu sein. Die Integrationsfachdienste (IFD) sind heute ein unverzichtbares Angebot. Und für hörbehinderte Menschen war die Anerkennung der Gebärdensprache eine wichtige Brücke auch in die Arbeitswelt. Und was waren die wichtigsten Meilensteine in Baden-Württemberg? Mit einem gewissen Stolz kann ich sagen, dass Baden-Württemberg bei der Anzahl der Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt aus den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und aus den Werkstätten für behinderte Menschen bundesweit führend ist. Positiv haben sich auch die landesweit gut 90 Inklusionsunternehmen entwickelt. Dadurch sind mehr Möglichkeiten zur Teilhabe auf den allgemeinen Arbeitsmarkt entstanden. Welches sind die aktuellen „Baustellen“? Das Integrationsamt wird weiter damit zu tun haben, die Coronafolgen zu kompensieren, auch wenn unter anderem mit dem Coronateilhabefonds für soziale Unternehmen das Schlimmste abgewendet werden konnte. Infolge Corona sind auch die Vermittlungen schwerbehinderter Menschen in Arbeit zurückgegangen. Da wird man gegensteuern müssen. Die tägliche Arbeit des Integrationsamtes wird vom weiteren Ausbau digitaler Infrastruktur profitieren. Die elektronische Akte hat im Integrationsamt vieles beschleunigt. Was wird in naher Zukunft wichtig werden, bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen? Es muss weiter daran gearbeitet werden, Vorbehalte der Gesellschaft und besonders der Arbeitgeber gegenüber Menschen mit Behinderung abzubauen. Für die Arbeitgeber wurden jetzt die Einheitlichen Ansprechstellen bei den Integrationsfachdiensten neu etabliert. Die IFD werden in Zukunft stärker proaktiv für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen werben.
Karl-Friedrich Ernst, Jahrgang 1955, studierte Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg. Nach ersten beruflichen Stationen unter anderem beim Versorgungsamt Rottweil und dem Landesversorgungsamt wurde er 1988 Leiter der Hauptfürsorgestelle beim Landeswohlfahrtsverband Baden. 2005 übernahm er als Dezernent die Verantwortung für das Integrationsamt des neu gegründeten KVJS. Seit 1990 ist Karl-Friederich Ernst im Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH), davon 1994 bis 2010 als ihr Vorsitzender. 1994 war er Mitbegründer der Zeitschrift Behinderung und Beruf – ZB, der er seither als führendes Mitglied der Redaktion verbunden war. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wir wünschen Herrn Ernst für die weitere Zukunft alles Gute, Gesundheit, Glück und Zufriedenheit und bedanken uns sehr herzlich für die hervorragende, vertrauensvolle und angenehme Zusammenarbeit in all den zurückliegenden Jahren!
Neue PublikationenDie Broschüren bestellen Sie mit E-Mail an integrationsamt@kvjs.de Das komplette Publikationsverzeichnis zum Themenbereich "Behinderung und Arbeit" finden Sie hier auf den Internetseiten des KVJS. Diese ZB Info dient als Leitfaden bei der Vorbereitung der Wahl. Inhalte:
In dieser Broschüre zur Wahl der Schwerbehindertenvertretung 2022 sind alle Informationen und Formulare enthalten, um eine ordnungsgemäße Wahl durchführen zu können. Inhalte:
Schwerpunktthemen:
Neu: Die ZB Baden-Württemberg gibt es nun auch digital.
ZB DigitalmagazinDie Zeitschrift Behinderung und Beruf (ZB) hat eine zeitgemäße Digitalausgabe bekommen. Auch die baden-württembergische Regionalausgabe erscheint im neuen Digitalgewand unter dem Stichwort „Regionales“. Ein Archiv mit den Ausgaben der letzten drei Jahre rundet das neue Angebot ab. Noch bis Ende des kommenden Jahres wird es parallel eine Papier- und eine Digitalausgabe mit jeweils gleichem Inhalt geben. Ab 2023 stehen die neuesten Informationen zu Behinderung und Beruf dann nur noch online zur Verfügung. So können auch kleine Filme und andere aktive Elemente eingebunden werden. Lesen Sie hier, wie das neue Digitalmagazin funktioniert: Sie möchten immer auf dem Laufenden bleiben? Erfolgsgeschichten: Kinderladen Heuhüpfer beschäftigt Menschen mit BehinderungenSchon der erste Kollege mit Handicap überzeugte. Heute packen an drei Standorten des Kinderladens inklusive Kräfte mit an. Ein hauswirtschaftlicher Helfer mit Behinderung im Kinderladen Heuhüpfer? Warum eigentlich nicht? „Die Idee hat ein früherer Vorstand eingebracht", erklärt Steffen Kittner, der Geschäftsführer. Als 2009 eine hauswirtschaftliche Hilfe gesucht wurde, erinnerte sich Kittner an das Konzept und nahm Kontakt mit der Heidelberger Graf von Galen Schule, einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum auf. Dort schlug man einen ehemaligen Schüler vor, David Bota. Zunächst begann David Bota als Praktikant. Die nötigen Arbeitsabläufe für die Zubereitung und Verteilung von Frühstück und Mittagessen der Kinder übte er mit Hilfe eines angehenden Arbeitserziehers im Anerkennungsjahr. Heute ist er fest angestellt, selbst Anleiter für Praktikanten und aus dem Heuhüpfer-Team nicht mehr wegzudenken. Als nächstes stieß 2016 Bianca Grabhorn dazu, eine Schülerin der Berufsvorbereitenden Einrichtung (BVE) Wiesloch. BVE-Lehrerin und IFD unterstützten das Langzeitpraktikum der jungen Frau. Am Ende stand auch für sie der feste Arbeitsvertrag. Auch die dritte im Bunde, Anna-Maria Krause, kam 2019 als Praktikantin und gehört nun fest zum Team. Bei einem Besuch im Kinderladen stellte Stefanie Jansen, Bürgermeisterin für Soziales Bildung, Familie und Chancengleichheit der Stadt Heidelberg, fest: „Der Heidelberger Kinderladen Heuhüpfer ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie es gelingen kann, dass mehr Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beschäftigt werden. Die Menschen, die hier arbeiten, sind stolz, ihren Teil für die Gemeinschaft beizutragen und ein selbstbestimmteres Leben führen zu können. Das ist gelebte Inklusion." Tatkräftige Unterstützung bei der Beschäftigung der Menschen mit Behinderung kam vom Heidelberger Integrationsfachdienst (IFD), der unter anderem die Zuschüsse des KVJS-Integrationsamtes klärte. „Das war für uns von großer Bedeutung, da es dem Verein eine nachhaltige finanzielle Unterstützung im erforderlichen Umfang sicherstellen konnte", betont Geschäftsführer Steffen Kittner. Damit bekam der Verein Heuhüpfer als Arbeitgeber die für ihn notwendige wirtschaftliche Planungssicherheit. „Bisher konnten mit unserem Unterstützungsprogramm „Arbeit inklusiv" landesweit mehr als 5600 wesentlich behinderte Menschen ihren Platz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt finden; Menschen, die ansonsten auf eine Beschäftigung in einer Werkstatt für behinderte Menschen angewiesen gewesen wären", erklärt Karl-Friedrich Ernst, Leiter des KVJS- Integrationsamtes. Und das nachhaltig: mehr als 80 Prozent der geförderten Menschen mit Behinderungen bleiben dauerhaft im Job. Für Nachhaltigkeit sorgen auch regelmäßige Besuche des IFD-Fachberaters, bei denen der aktuelle Stand und die notwendigen Fördermaßnahmen für die drei Beschäftigten mit Handicap besprochen werden. An allen drei Standorten gibt es zudem „Kümmerer" aus dem Team, die den behinderten Beschäftigten zur Seite stehen. Ob die Heuhüpfer sich bei einem neuen Standort wieder für eine Hauswirtschaftshilfe mit Behinderung entscheiden würden? Steffen Kittner zögert keine Sekunde: „Auf jeden Fall!" Foto: Philipp Rothe
Auch das SWR-Fernsehen berichtet über die Erfolgsgeschichte Kinderladen Heuhüpfer: Sendezeit des Beitrags am 18.06.2022 in der SWR-Landesschau.
Ulrike Kayser, Stellvertretende Leiterin des KVJS-Integrationsamtes, in den Ruhestand verabschiedetIm Rahmen der Verabschiedungsfeier würdigte KVJS-Verbandsdirektorin Kristin Schwarz die engagierte Arbeit und das Wirken von Ulrike Kayser beim Verband. Im Jahr 2003 beim Landeswohlfahrtsverband Baden als Leiterin des Landessozialamtes gestartet, war die studierte Juristin Ulrike Kayser 2005 beim KVJS von Beginn an Leiterin des Referates „Grundsatz, Ausgleichsabgabe, Widerspruchsverfahren" und Stellvertretende Dezernentin des KVJS-Integrationsamtes. „Sie haben sich über die lange Zeit hinweg so zielstrebig und unermüdlich für den Verband eingesetzt! Hierfür möchte ich mich bei Ihnen herzlich bedanken! Ulrike Kayser habe stets Wert darauf gelegt, ihr Know-how weiterzugeben, zum Beispiel als Referentin bei Fortbildungen und als Autorin für verschiedene Fachveröffentlichungen. Mit ihrer geradlinigen und engagierten Art habe sie immer wieder Bestehendes kritisch hinterfragt, Veränderungsprozesse im Verband initiiert und begleitet und damit viel zur Entwicklung des Verbandes beigetragen. Karl-Friedrich Ernst, Dezernent des KVJS-Integrationsamtes, schloss sich den Worten von Verbandsdirektorin Kristin Schwarz an und dankte Ulrike Kayser herzlich für die 17-jährige hervorragende Zusammenarbeit. Verbunden mit den besten Wünschen für den neuen Lebensabschnitt überreichte er Ulrike Kayser ein Abschiedsgeschenk der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KVJS-Integrationsamtes. Foto: KVJS VeranstaltungenVom 23. bis 25. Juni 2022 öffnet auf dem Karlsruher Messegelände wieder die REHAB. Auf der europäischen Messe für Rehabilitation und Pflege stellt der KVJS seine Angebote zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen vor. Sie sind eingeladen!
Wo: Stand S 38
Erstmals auf der REHAB ist der „schlaue Klaus“ – ein Assistenzsystem, das Kameratechnik und intelligente industrielle Bildverarbeitung mit Datenbank-Management verbindet. Manuelle Fertigungsprozesse werden digital gespeichert. Anhand dieser Daten führt der schlaue Klaus die Mitarbeiter durch den Fertigungsprozess und überprüft jeden Arbeitsschritt: Das Fachwissen ist damit digitalisiert. Unter dem Stichwort „Leben im Quartier“ wird die Koordinierungsstelle Quartiersakademie vertreten sein. „Wir informieren über Fortbildungen zum Thema Quartiersentwicklung“, sagt Dr. Andrea Keller von der Koordinierungsstelle. „Und wie man sich erfolgreich einbringen kann bei der Verbesserung von Lebens- und Arbeitsbedingungen in der unmittelbaren Umgebung.“ Wie das häusliche Umfeld barrierefrei (um)gestaltet werden kann, zeigt darüber hinaus die Werkstatt Wohnen. Am KVJS-Stand wartet ein abwechslungsreiches Programm: Eine Kletterwand, für die, die schon immer hoch hinaus wollten – ob mit oder ohne Behinderung, ein inklusiver Waldkindergarten und schließlich tierischer Besuch: Die KVJS Fachschule Flehingen stellt ihr Fortbildungsangebot zur tiergestützten Therapie vor. „Wir erwarten Sie und freuen uns auf informative Tage“, sagt Ulrich Römer, Fortbildungskoordinator und Trainer beim KVJS-Integrationsamt. „Sprechen Sie mit uns, was im Job möglich ist und wie das Integrationsamt und seine Fachdienste unterstützen können.“ Weitere Infos zur Messe, eine Aussteller- und Produktdatenbank, zum Messebesuch und vieles mehr finden Sie unter Home | REHAB (rehab-karlsruhe.com).
Sichern Sie sich Ihre Freikarte mit einer E-Mail an Integrationsamt@kvjs.de! Vom 2. Juni bis 1. Juli 2022 können im Foyer des Landratsamts Biberach einfühlsame Portraits von Menschen bei ihrer Arbeit bewundert werden. Alle Porträtierten haben eine Behinderung und wurden vom Integrationsfachdienst (IFD) Biberach begleitet. Danach steht die Ausstellung zur Ausleihe zur Verfügung. Wann: 02.06. - 01.07.2022 Wo: Landratsamt Biberach, Foyer
Sein Foto ist Teil der Ausstellung „und ich bin“. „Es war uns wichtig, die Menschen und ihre Arbeit in den Vordergrund zu rücken und nicht ihre Behinderung“, sagt Thomas Ruf, Teamleiter des IFD Biberach. Es geht um Menschen, die ihren Platz im Arbeitsleben gefunden und dabei Barrieren überwunden haben. Und geht es um einen anderen Blick auf das Thema, den der Betrachter jeweils selbst entwickeln soll. Die Bilder sprechen für sich. Lange Beschreibungen oder womöglich Erklärungen dazu gibt es absichtlich nicht. Es sind über 30 Fotos – sozusagen für 30 Jahre Arbeit, die der IFD bis heute geleistet hat, damit Menschen mit Behinderung individuell passend am Arbeitsleben teilhaben können. „Die Ausstellung ist auch unabhängig von unserem Jubiläum sehenswert. Wir würden uns sehr freuen, wenn sie danach weiterwandert und sich jemand meldet, der einen weiteren Ausstellungsort vorschlägt“, sagt Thomas Ruf. Interessierte können sich gerne bei ihm melden. Lesen Sie auch den Artikel Fotoausstellung "und ich bin": Eigene Vorurteile hinterfragen Am 6. Juli 2022 findet die landesweite SBV-Konferenz für Schwerbehindertenvertrauensleute, Betriebs- und Personalräte sowie andere in der Behindertenarbeit aktive Menschen statt. Das KVJS-Integrationsamt wird mit einem Infostand vertreten sein. Wann: 6. Juli 2022, von 8:30 bis ca. 15:30 Uhr Wo: Kongresszentrum Harmonie Heilbronn Die renommierte Fortbildungsveranstaltung des Sozialverbands VdK Baden-Württemberg e.V. trägt dieses Jahr das Motto: „SBV erfolgreich gestalten!“ Die SBV-Konferenz vermittelt Kenntnisse, die für die Arbeit der Schwerbehindertenvertrauenspersonen, Mitglieder von Betriebs- und Personalräten sowie der Mitarbeitervertretungen erforderlich sind. Alle Teilnehmenden erhalten im Anschluss an die Bildungsveranstaltung ein Teilnahmezertifikat für die Fortbildung. Im Foyer der Harmonie Heilbronn findet parallel zu der Fortbildungsveranstaltung wieder eine Begleitausstellung zum Thema Gesundheit und Reha statt, im Rahmen derer sich Verbände und Unternehmen präsentieren. Weitere Informationen finden Sie unter: Am 8. Juli 2022 findet in Stuttgart im Kongresszentrum Liederhalle die Fachmesse besser sehen statt, die die Nikolauspflege gemeinsam mit ihren Kooperationspartnerinnen und -partnern ausrichtet. Sie ist die größte ihrer Art im süddeutschen Raum. Das KVJS-Integrationsamt wird mit einem Infostand vertreten sein.
Wo: Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle
In hochkarätigen Vorträgen vermitteln Expertinnen und Experten ihr Fachwissen. Erfahren Sie mehr über Altersbedingte Makuladegeneration, über hilfreiche Apps im Alltag oder über Auffälligkeiten des kindlichen Sehens. Juan Ruiz, selbst blind und europaweit gefragter Experte zum Thema Orientierung und Mobilität informiert über Orientierungsmöglichkeiten über Klick-Sonar. In einem Vortrag mit Wissenschaftlern der Universität Ulm wird das autonome Fahren aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Auf dem großen Hilfsmittelmarkt können Sie vielseitige Hilfsmittel kennenlernen und testen. Und die Kooperationspartner stellen ihre Angebote auf dem Infomarkt vor. Auch über die Nikolauspflege gibt es viel zu erfahren. Alle Informationen finden Sie unter: www.fachmesse-besser-sehen.de Informationen aus einer HandEs war ein lang gehegter Wunsch der Arbeitgeber: Einheitliche Ansprechstellen als trägerunabhängige Lotsen bei Fragen zur Ausbildung, Einstellung, Berufsbegleitung und Beschäftigungssicherung von schwerbehinderten Menschen. Nun sind sie da. Die Einheitlichen Ansprechstellen wurden mit dem Teilhabestärkungsgesetz neu in den Aufgabenkatalog der Integrationsämter beziehungsweise der Integrationsfachdienste (IFD) aufgenommen. Das KVJS-Integrationsamt hat diese neue Aufgabe in Abstimmung mit dem Sozialministerium und dem Beratenden Ausschuss des Integrationsamts, so wie es der Gesetzgeber auch primär vorgesehen hat, den IFD übertragen. „Die Integrationsfachdienste sind als kompetente Ansprechpartner zu allen Fragen der beruflichen Teilhabe gut mit den örtlichen Arbeitgebern vernetzt und für diese Aufgabe prädestiniert“, so Referatsleiter Berthold Deusch vom KVJS. Die Einheitlichen Ansprechstellen sollen Arbeitgeber für die Ausbildung, Einstellung und Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen sensibilisieren. Sie stehen als trägerunabhängige Lotsen bei allen Fragen hierzu zur Verfügung. Nicht zuletzt unterstützen sie Arbeitgeber bei der Stellung von Anträgen bei den zuständigen Leistungsträgern. Die IFD werden dabei eng mit der örtlichen Arbeitsagenturen, den Jobcentern und den Rehabilitationsträgern und allen von diesen Leistungsträgern beauftragten Diensten und Einrichtungen zusammenarbeiten. Im Unterschied zu ihren bisherigen Aufgaben gehen die Integrationsfachdienste nun auch verstärkt und unabhängig vom Einzelfall proaktiv auf Betriebe. Hierzu wird die Vernetzung mit den Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Bildungswerken der Wirtschaft sowie regionalen Arbeitgeberverbänden, Innungen, kommunalen Stellen zur Wirtschaftsförderung und anderen Beratungsnetzwerke mit Wirtschaftsnähe ausgebaut. Einen Erklärfilm zu den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber finden Sie auf der Internetseite der BIH. Neues aus den Inklusionsunternehmen in Baden-WürttembergDas vom KVJS-Integrationsamt geförderte Inklusionsunternehmen WASNI in Esslingen fertigt Hoodies und Shirts nach Maß. Im vergangenen Jahr stand es im Mittelpunkt der 30-minütigen Reportage „Die Hoodie-Macher. Jobs für Menschen mit Handicap“ des SWR. Nun verlieh die Caritas Baden-Württemberg der Autorin des Films, Helena Offenborn, den 1. Preis des Caritas-Journalistenpreises. Mit einer gewinnenden Unaufdringlichkeit zeigt sie nach Auffassung der Jury, dass der Name der Manufaktur nicht nur Programm, sondern Realität ist: Anders sein sei bei WASNI tatsächlich normal – mit einer Selbstverständlichkeit, die berühre und fasziniere. Der preisgekrönte Film ist in der ARD-Mediathek abrufbar. Vor dem Eingang des EssEnz Inklusiv plätschert das namengebende Flüsschen vorbei, an dessen Ufern sich die Enzgärten der ehemaligen Gartenschau erstrecken. Drinnen gibt es regional inspirierte Köstlichkeiten. Kurz nach elf ist noch nicht viel los im EssEnz, dem inklusiven kulinarischen Multiversum aus Restaurant, Café, Biergarten und Bar, das die miteinanderleben service gGmbH in Mühlacker übernommen hat. Das wird sich bald ändern. Das großzügige barrierefreie Haus hat sich in kurzer Zeit zum Gästemagneten entwickelt, geöffnet sieben Tage die Woche. Das EssEnz Inklusiv hat mit seiner „german Fusion Küche“ (Eigenwerbung) offensichtlich den Geschmack der Gäste getroffen. „Wir wollen nicht einer von vielen sein, sondern auch das Traditionelle mit Pep anbieten“, sagt Fischer und ist sich damit einig mit Norbert Bogner, Geschäftsführer der miteinanderleben service gGmbh: „Niemand braucht den 42. Schnitzelladen“, meint er. Jetzt zur Mittagszeit sind die rund 100 Plätze im Gastraum beinah vollständig besetzt. Fischer und Bogner legen großen Wert darauf, dass alle Produkte aus der Region stammen. So viel wie möglich soll von eigener Hand gemacht werden. „Wenn wir Kartoffelsalat anbieten, werden morgens Kartoffeln geschält. Unsere Spätzle sind handgeschabt“, betont Asiye Fischer. Fertigprodukte sind verpönt. Quereinsteiger willkommen Restaurantchefin Fischer managt ein Team aus rund 40 Personen von der Vollzeitkraft bis zur Aushilfe. 40 Prozent der Angestellten hat eine Behinderung – schließlich handelt es sich um ein Inklusionsunternehmen. „Viele Gäste bekommen das gar nicht mit“, sagt Fischer, die ab und zu unterstützend eingreift, wenn bei einer Servicekraft noch Unsicherheiten bestehen, denn etliche Quereinsteiger sind dabei und werden im laufenden Betrieb geschult. Andere kommen über ein Praktikum zur Gastronomie, so wie Marie-Josephine Seemann, die alle nur Mary-Jo nennen. „Ich bin die einzige mit Downsyndrom“, erklärt sie. Ob sie sich vorstellen kann, dauerhaft im EssEnz Inklusiv zu arbeiten? „Ich komme jeden Tag mit großer Freude her. Ich überlege, ob es passt.“ Ihr Problem: Die 24-Jährige hat einen ziemlich weiten Weg zur Arbeit. Aber das könnte sich bald ändern. Miteinanderleben hat in der Nähe des Bahnhofs von Mühlacker ein großes Gebäude gemietet, in dem gerade acht bis neun Plätze für betreutes Wohnen entstehen. Ein Platz an der Sonne Mittlerweile sind die Mittagsgäste gegangen, dafür füllt sich die große Terrasse mit ihren 120 Plätzen. Mary-Jo und ihre Kollegen sind nun vor allem im Außeneinsatz. Die Gäste genießen die Sonne, ein kühles Bier oder Kaffee und Kuchen. Am Wochenende, wenn die Ausflügler hinzukommen, werden schon mal 15 Kuchen bis auf den letzten Krümel gegessen. Noch werden Kuchen und Eis zugekauft, aber nicht mehr lange. „Wir werden in Kürze das Vorbereitungscenter Mühlacker eröffnen“, erklärt Geschäftsführer Bogner. Es liegt im Rückgebäude des neuen betreuten Wohnangebots beim Bahnhof und wird etwa zehn weitere Arbeitsplätze bieten. Dann werden im Vorbereitungscenter Salate und Obst geschnippelt, Nudeln und Maultaschen produziert, Kuchen gebacken und Eis gerührt werden. Alles aus eigener Hand. Foto: KVJS
Weitere Informationen zu den baden-württembergischen Inklusionsunternehmen unter: https://www.iubw.de/
IAB-Kurzbericht mit Sonderfragen zu Menschen mit SchwerbehinderungDer aktuelle IAB-Kurzbericht untersucht die Erfahrungen der Betriebe mit Menschen mit Schwerbehinderungen und geht der Frage nach, warum viele Betriebe die Schwerbehindertenquote nicht erfüllen. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung: Für Menschen mit Schwerbehinderungen ist der Weg in eine Beschäftigung nach wie vor schwierig Viele Betriebe mit schwerbehinderten Menschen in ihrer Belegschaft sehen keine Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Schwerbehinderungen in Bezug auf Arbeitsmotivation, Leistungsfähigkeit, Einarbeitung, Fehlzeiten, soziale Einbindung oder Belastbarkeit. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Schwerbehindertenquote wird allerdings nach wie vor von vielen Betrieben nicht erreicht und die Inklusion von schwerbehinderten Personen in den Arbeitsmarkt bleibt eine gesellschaftliche Aufgabe. Ein Großteil der Betriebe, die die gesetzlich vorgeschriebene Schwerbehindertenquote nicht erfüllen und deshalb eine Ausgleichsabgabe entrichten müssen, nennen einen Mangel an passenden Bewerbungen als Begründung. Das trifft auf 80 Prozent der befragten Betriebe zu. Etwa 20 Prozent der Betriebe geben fehlende Flexibilität beim Kündigungsrecht als Grund für das Unterschreiten der Schwerbehindertenquote an. Befürchtungen bezogen auf eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit von Menschen mit Schwerbehinderungen werden von ebenfalls knapp 20 Prozent der Betriebe genannt. Gut 10 Prozent der Betriebe geben Bedenken bezüglich der Mehrarbeit für Kolleginnen und Kollegen als Begründung an. Nach ihren Erfahrungen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Schwerbehinderung gefragt, sehen knapp 80 Prozent der befragten Betriebe keine Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Schwerbehinderung in Bezug auf die soziale Einbindung und gut 70 Prozent in Bezug auf die Arbeitsmotivation. Bei der Einarbeitung können knapp 70 Prozent der Betriebe keinen Unterschied erkennen, bei der Leistungsfähigkeit sind es knapp 60 Prozent. Bezogen auf Fehlzeiten und Belastbarkeit gab jeweils etwa die Hälfte der Betriebe an, keine Unterschiede zu erkennen. „Dass dennoch fast 20 Prozent der Betriebe, die die Ausgleichsabgabe zahlen, dies mit einer potenziell eingeschränkten Leistungsfähigkeit von Menschen mit Schwerbehinderung begründet, lässt sich so interpretieren, dass immer noch in einigen Betrieben Vorbehalte gegenüber der Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderungen vorhanden sind, die es abzubauen gilt“, erläutert IAB-Forscherin Karolin Hiesinger. „Angesichts der niedrigen Erwerbsquote bleibt die Integration von Menschen mit Schwerbehinderung eine wichtige und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die demografische Entwicklung lässt in den kommenden Jahren vielerorts eine alternde Belegschaft erwarten. Angesichts dieser Entwicklung und der sich verschärfenden Fachkräfteengpässe wird es in Zukunft auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten mehr denn je von Bedeutung sein, Menschen mit Schwerbehinderungen möglichst umfassend in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, erklärt IAB-Forscher Alexander Kubis. Die Studie beruht auf den Daten der IAB-Stellenerhebung, die als Quartalsbefragung durchgeführt wird. Im vierten Quartal 2020 wurden 20.115 Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten befragt. Hierbei wurden auch Sonderfragen zu Menschen mit Schwerbehinderungen gestellt. Die IAB-Studie ist abrufbar unter: Quelle: Presseinformation des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom 24.05.2022 „Mein KVJS“: Website nach MaßMit dem Online-Angebot „Mein KVJS“ gelangen Sie schneller zu den für Sie relevanten Themen: Erstellen Sie mit wenigen Klicks Ihre persönliche KVJS-Website. Wählen Sie die Themenbereiche aus, die für Sie von Interesse sind. Auch die Unterthemen können Sie nach Ihren Wünschen entfernen und hinzufügen. Sie wollen nichts verpassen? Dann registrieren Sie sich für den Benachrichtigungs-Service und lassen Sie sich bequem per E-Mail informieren, wenn neue Inhalte aus Ihren Bereichen zur Verfügung stehen. Jetzt ausprobieren: www.kvjs.de/mein-kvjs BildnachweisAngaben über die Bildrechte der hier veröffentlichten Fotos, Logos und Grafiken stehen im Bildnachweis. |
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