fragte sie sich. Ihre Antwort fand Anna Erdlenbruch in der Erkenntnis, dass es zum Menschen gehört, seinen Lebensraum zu gestalten. Die Klienten und Klientinnen in Rappertshofen lädt sie mit zahlrei- chen Projekten in ihr Atelier ein: Seidenpapiere zu bemalen, die auf Leuchtkästen gespannt wie Fensterbilder wirken, ist eines ihrer Angebote. Aber auch ein Workshop, in dem ein gemeinsames Gedicht aus Lauten und Worten entstehen kann, das als „Klang-Collage“ vorgetragen wird. Fantastische Unterwasserwelten in Orschel-Hagen Das größte Projekt, das unter ihrer künstlerischen Leitung entstanden ist, findet sich in Orschel- Hagen. In einer Kooperation des Kulturparks mit dem Orschel-Hagen-Forum, einem Zusammen- schluss verschiedener Institutionen in diesem Reut- linger Stadtteil, wurden dafür Spendengelder für Material gesammelt und Unterstützer gewonnen. Ende Mai konnte so die Bemalung der Seitenwand eines Supermarktes verwirklicht werden. Entstan- den sind „Fantastische Unterwasserwelten“. Die Auszubildenden eines Reutlinger Malerbetrie- bes übernahmen freundlicherweise die Vorberei- tung und grundierten die Klinkerwand in einem hellen Blau. In einem inklusiven und kooperativen Habila O F N I Der Kulturpark RT-Nord ist ein Begeg- nungs- und Möglichkeitsort. Teil des Kul- turparks ist ein Förder- und Betreuungs- bereich der Habila, in dem Menschen mit Behinderung die nötige Assistenz für vielfältige und sinnstiftende Aktivitäten erhalten. Dazu gehören auch ein öffent- liches Café mit Kulturveranstaltungen, tiergestützte Aktivitäten, die Bewirt- schaftung eines barrierefreien Bauern- gartens und ein künstlerisches Angebot. künstlerischen Schaffensprozess wurde diese Welt mit Leben gefüllt. Mitmachen konnte dabei, wer Lust dazu hatte – ob jung oder alt, ob mit oder ohne Beeinträchtigungen. Ein besonderes künst- lerisches Können wurde nicht verlangt, es ging um den individuellen kreativen Ausdruck. Und wer beim Malen Assistenz benötigte, erhielt sie durch Mitarbeiterinnen des Kulturparks Reutlingen-Nord. Die Mitwirkenden schufen innerhalb der Projekt- woche Tiere, Pflanzen, unbekannte Wesen oder abstrakte Formen. So entstand ein Gesamtwerk, das Nuancen vieler Individuen als Teil der Stadtteil- gemeinde und ihrer Vielfalt widerspiegelt. Nicht nur das Ergebnis war Anna Erdlenbruch wichtig, sondern auch der Prozess, bei dem unterschied- lichste Menschen im Sozialraum bei der künstleri- schen Arbeit miteinander in Kontakt kommen. „Es ist verrückt, wie viele Leute mitmachen“, freute sich die Künstlerin. Beteiligt waren unter anderem die Gutenbergschule, das Jugendhaus, das Seniorenzentrum Gertrud Luckner, der „Kreis der Älteren“, der Buchladen Orschel-Hagen und die Bäckerei Keim. Positive Reaktionen kamen gleichermaßen von den Macherinnen wie von Zuschauern und Passantinnen. So wurde der Stadtteil mit einem inklusiven und partizipativen Projekt um einen bunten Ort reicher gemacht. Claudia Preiß Eine Kooperation des Kulturparks mit dem Orschel-Hagen- Forum brachte „Fantastische Unterwasser welten“ auf die Seitenwand eines Supermarktes. Foto: © Anna Erdlenbruch KVJS Aktuell 11