Inklusion „Wir haben einen eingebauten Perspektivenwechsel“ Über die erfolgreiche Beschäftigung von Menschen mit Autismus Warum lohnt es sich unter Umständen, ganz besonders Autisten anzustellen? Antworten darauf gibt Aleksander Knauerhase, Autor, Referent und selbst Betroffener. Eine andere Perspektive eröffnet den Blick auf neue Chancen. Foto: © freshidea - stock.adobe.com Herr Knauerhase, Menschen mit Autismus-Spek- trum-Störung gelten bei vielen Arbeitgebern als schwierig. Nur ein Vorurteil? Autisten haben eine andere Wahrnehmung. Wir haben so was wie einen eingebauten Perspek- tivenwechsel. Das kann irritieren. Aber oft hilft so eine Perspektive von außen, Dinge wieder in Gang zu bringen. Also ich glaube, diese andere Perspektive ist aber auch definitiv eine Chance und eine Bereicherung. Sollen Bewerber darauf hinweisen, dass sie diese andere Perspektive haben? Ich rate Betroffenen immer dazu, offen damit umzugehen und das einfach zu kommunizie- ren, was auf einen Arbeitgeber zukommen kann, was es für Besonderheiten oder vielleicht an Eigenheiten gibt. Arbeitgeber sollten sich also nicht von Vorurteilen oder Befürchtungen leiten lassen? Letztendlich geht ganz, ganz viel Potenzial verloren, wenn man Autisten nur aufgrund des Autismus als Arbeitgeber außen vor lässt. Weil man vielleicht Ängste hat, weil man Befürchtungen hat. Ein großer Anteil der Autisten, die auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten könnten, sind arbeitslos, aber hoch qualifiziert durch Ausbildung, durch Stu- dium. Womit können Menschen mit Autismus denn im Job punkten? Wir sind sehr zuverlässig und sehr genau in dem, was wir tun. Also, man kann sich im Normalfall, wenn die Aufgabenstellungen klar sind, sehr gut auf die Arbeitskraft des Autisten verlassen und man hat im Regelfall keinen Arbeitnehmer, der dazu neigt, sich alle drei Jahre nach einem neuen Arbeits- platz umzuschauen. Die Beständigkeit ist tatsächlich ein großer Vorteil und die Genau- igkeit in der Arbeit. Wenn man mit Weiterbil- dungen und mit Förderungen in den Arbeit- nehmer investiert, kann man als Arbeitgeber lange von dessen Kompetenzen profitieren. 14 KVJS Aktuell 3/2025