Fortbildung Für den Ernstfall gewappnet Jugendamt des Rems-Murr-Kreises erprobt Krisenplan Rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamtes warteten an einem Freitag, den 13. gespannt auf das, was sie in den nächsten Stunden erwarten sollte. Das Datum sollte sich dabei als kein schlechtes Omen erweisen. Man stelle sich vor: Ein Verdachtsfall der Kindes- wohlgefährdung steht im Raum, wird öffentlich, das Jugendamt und seine Mitarbeitenden sehen sich einer umfangreichen Berichterstattung durch die Presse ausgesetzt. Mit anderen Worten – Es ist ein Krisenfall eingetreten. Was also tun? Dass in einer Krise die Kommunikationsabläufe zwischen allen Ebenen eingespielt und reibungslos funk- tionieren müssen, wurde bereits in den ersten Minuten des Planspiels, einer Fortbildung des KVJS, deutlich. Landrat Dr. Sigel begrüßte die Teilnehmenden im großen Sitzungssaal des Landratsamts. Sein Ter- minkalender sei für den Tag so gestaltet, dass er immer verfügbar sei, wenn es notwendig werden sollte. Dabei gehört der Rems-Murr-Kreis zu jenen Kreisen, die das Fortbildungsangebot des Verbands bereits zum zweiten Mal in Anspruch nehmen. Wieso der Kreis hierauf Wert legt, erläuterte Stefanie Böhm, Dezernentin für Soziales, Jugend und Bildung, die bereits am ersten Durchlauf teilgenommen hatte. „Es ist mir wichtig, dass sich unsere Mitarbeitenden, die sich jeden Tag mit allen Kräften für den Schutz von Kindern und Jugendlichen einsetzen, gut auf alle Situationen vorbereitet fühlen und dafür braucht es klare Verantwortlichkeiten, Strukturen, Abläufe“, so die Dezernentin. Um das vorbereitete Szenario durchspielen zu können, wurden die Teilnehmenden bereits im Vorfeld in Gruppen eingeteilt. Ohne Schonfrist gingen nach dem Startschuss die „Spielzüge“ im Minutentakt bei der Spielleitung ein – kurze Infor- mationen darüber, welche Gruppe welchen Schritt unternimmt. Dabei besonders gefordert: die Pres- sestelle des Landratsamtes als Teil des Krisenstabs. Fit für die Praxis Gerade für die Mitarbeitenden in den Pressestellen bietet das Krisenplanspiel Raum, um wertvolle Erfahrung zu sammeln. Der KVJS kooperiert hierzu mit erfahrenen und professionellen Journalisten, die während des Planspiels Presseanfragen stellen, Artikel verfassen und während der Abschluss- pressekonferenz als Fragende auftreten. Für Isabelle Kübler, Pressesprecherin des Rems-Murr- Kreises, war das Planspiel aus mehreren Gründen eine gute Übung: „Sich auf Krisen unterschiedlichs- ter Art vorzubereiten ist eine Daueraufgabe mit höchster Priorität auf der Agenda des Landrats- amts. Szenarien müssen als Team mit den Verant- wortlichen und Beteiligten durchgespielt, Abläufe trainiert werden. Risikomanagement ist für uns eine Gemeinschaftsaufgabe“, ordnete die Leiterin der Pressestelle den Tag für sich ein. Die Pressekonferenz bildet stets den Abschluss des Planspiels – eine Aufgabe, die im Rems-Murr-Kreis mit Bravour gemeistert wurde. In der anschließenden Abschlussrunde wurde den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, Fazit zu ziehen und Punkte zu identifizieren, die einer näheren Betrachtung bedürfen. Es war ein anstren- gender, aber hoch spannender Tag mit großem Lerneffekt – darin war man sich einig. 4/2024 KVJS Aktuell 29