Kommunale Seniorenplanung
Ziele der kommunalen Seniorenplanung
Die kommunale Seniorenplanung nimmt die Lebenswelt der Menschen ab 65 Jahren in den Blick und bietet neben einem umfassenden Überblick über den Ist-Zustand auch einen fundierten Blick in die Zukunft. Anhand dieser Daten und Fakten werden politische Handlungsempfehlungen und Vorschläge gegeben, um die künftige Weiterentwicklung der kommunalen Versorgungs- und Infrastruktur zu steuern. Im Mittelpunkt stehen dabei die Potenziale und Ansatzpunkte, die ein möglichst langes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen.
Folgende Module sind frei wählbar
Der KVJS orientiert sich als Auftragnehmer an den Anforderungen und Vorstellungen der Stadt-/ Landkreise. Er stellt seine fachliche Kompetenz für die Erstellung der kommunalen Seniorenplanung zur Verfügung.
Die Federführung liegt während des gesamten Prozesses beim Stadt-/ Landkreis. Daher gibt es für die individuelle Ausgestaltung und Bearbeitung verschiedene Module, die je nach Schwerpunkt frei wählbar sind.
1. Demografische Entwicklung und Lebenslagen älterer Menschen
Der KVJS bereitet die aktuellen demografischen und soziostrukturellen Daten der amtlichen Statistik auf und stellt die Entwicklung der Bevölkerung dar. Die Ergebnisse der demografischen Analyse werden in einem Berichtsteil grafisch aufbereitet und textlich kommentiert.
2. Wohnen im Alter
Die eigene Wohnung spielt für die Lebensqualität eine besondere Rolle. Dies zeigt sich auch darin, dass ältere Menschen so lange wie möglich in der eigenen Wohnung leben wollen. Auch bei gesundheitlichen oder anderen altersbedingten Beeinträchtigungen bis hin zu umfassender Hilfe- und Pflegebedürftigkeit wird das selbstständige Wohnen in der eigenen Häuslichkeit bevorzugt. Neben Angeboten, die das Wohnen in der eigenen Häuslichkeit erleichtern, werden in diesem Modul auch verschiedene Wohnangebote wie Betreutes Wohnen, Hausgemeinschaften und Mehrgenerationenwohnen sowie Wohngemeinschaften für Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf hinsichtlich ihrer Potenziale beschrieben.
3. Generationengerechte Infrastruktur und soziale Teilhabe
Ein Wohnumfeld mit guter Infrastruktur und attraktiven öffentlichen Wegen und Plätzen, die Kommunikation und Begegnung fördern, ist für alle Bürgerinnen und Bürger wichtig. Da ältere Menschen in der Regel mehr Zeit in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld verbringen als Berufstätige, wirkt sich die vorhandene Infrastruktur in besonderer Weise auf ihre Lebensqualität aus. Der KVJS liefert hierzu eine Bestandsaufnahme zu den Themen Barrierefreiheit, Mobilität, Nahversorgung sowie Möglichkeiten der sozialen Teilhabe.
4. Quartiersentwicklung
Ältere Menschen haben häufig den Wunsch, auch bei zunehmendem Unterstützungsbedarf in ihrem gewohnten Wohnumfeld, ihrem Quartier, bleiben zu können. Der Prozess der Quartiersentwicklung sorgt für eine soziale Infrastruktur mit bedarfsgerechten Strukturen und Angeboten im Wohnumfeld. Die Rahmenbedingungen sollen so gestaltet werden, dass alle Menschen gleichberechtigt am Leben teilhaben und gut miteinander leben können. Bürgerbeteiligung und kontinuierliches bürgerschaftliches Engagement, eine koordinierte Vernetzung bestehender Angebote im Quartier sowie eine gesellschaftlich geteilte Vision einer „Sorgenden Gemeinschaft“ sind Elemente einer gelingenden Quartiersentwicklung.
5. Gesundheitsversorgung im Alter
Der KVJS beschreibt die Versorgungssituation älterer Menschen im Gesundheitswesen. Dabei wird auf die Themen Gesundheitsförderung und Prävention, geriatrische Versorgung und Rehabilitation, gerontopsychiatrische Versorgung, medizinische Versorgung sowie Palliativ- und Hospizversorgung eingegangen. Besonderes Augenmerk wird auf die Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer sowie medizinischer und pflegerischer Versorgung gelegt. Entsprechende Handlungsmöglichkeiten werden beschrieben.
6. Unterstützung und Pflege im Alter
Die pflegerische Versorgung älterer Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und stellt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung eine große Herausforderung dar. In den letzten Jahren gab es eine Vielzahl von gesetzlichen Veränderungen im Bereich der Pflege, die der KVJS beschreibt. Darüber hinaus stellt der KVJS die Entwicklung der Pflegebedürftigen und der jeweiligen Versorgungsformen im Stadt-/Landkreis dar.
Mit zunehmendem Alter kann der Hilfebedarf älterer Menschen aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen steigen. Angebote, die den Verbleib in der eigenen Häuslichkeit ermöglichen, gewinnen daher an Bedeutung. Der KVJS analysiert daher die vorhandenen Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote. Die Angebote der ambulanten Dienste und Tagespflegeeinrichtungen werden auf der Grundlage einer Erhebung hinsichtlich Belegung, Auslastung, Nutzerdaten, Angebotsformen und Leistungen betrachtet und im Hinblick auf den zukünftigen qualitativen und quantitativen Bedarf aus fachlicher Sicht bewertet. Darüber hinaus werden in diesem Kapitel die Unterstützung der häuslichen Pflege durch Angehörige und ausländische Haushaltshilfen sowie die Angebote der Kurzzeitpflege dargestellt.
Ist eine häusliche Pflege nicht mehr möglich, kann der Einzug in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung erfolgen. Diese werden auf der Grundlage einer Erhebung hinsichtlich Belegung, Auslastung, Nutzerdaten, Angebotsformen und Leistungen beschrieben und hinsichtlich des zukünftigen qualitativen und quantitativen Bedarfs aus fachlicher Sicht bewertet.
Die pflegerische Versorgung kann auf Dauer nur sichergestellt werden, wenn auch in Zukunft ausreichend Personal in der Pflege, Betreuung und hauswirtschaftlichen Versorgung zur Verfügung steht. Um dem drohenden Personalmangel entgegenzuwirken, beschreibt der KVJS die Personalsituation in Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten, zukünftige Entwicklungen sowie Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung und -sicherung auf Bundesebene.
Demenzerkrankungen werden zunehmend Teil unserer gesellschaftlichen Realität. Viele Menschen erleben sie in der Familie, in der Nachbarschaft, im Freundeskreis oder im beruflichen Alltag. Die Zahl der Betroffenen wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Der KVJS beschreibt die Bedarfe von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen, erfasst die bestehenden Unterstützungs- und Entlastungsangebote im Stadt-/Landkreis und zeigt Handlungsoptionen auf.
7. Vorausrechnung der Pflegeleistungen
Der KVJS berechnet die voraussichtliche Zahl der Pflegebedürftigen nach Versorgungsformen für den Stadt-/Landkreis und die kreisangehörigen Städte und Gemeinden. Darüber hinaus wird jeweils für die Dauer-, Kurzzeit- und Tagespflege der voraussichtliche Bedarf für die Zukunft berechnet. Dieser wird dem Bestand an Pflegeplätzen im Stadt-/Landkreis gegenübergestellt. Daraus können Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung der Pflegeinfrastruktur gezogen werden.
8. Digitale Teilhabe und Souveränität älterer Menschen
Digitalisierung und technische Alltagshilfen gewinnen in der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Die Auswirkungen der Digitalisierung umfassen nicht nur medizinische und pflegerische Aspekte, sondern wirken sich unter anderem auch auf die Mobilität und Kommunikation im Alltag älterer Menschen aus. Altersgerechte Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben (Ambient Assisted Living) bergen Potenziale, die Sicherheit pflegebedürftiger Menschen zu erhöhen und sie im Alltag zu unterstützen. Der KVJS beschreibt die Möglichkeiten, die sich aus der technischen Entwicklung und der Digitalisierung ergeben und zeigt Wege für deren zunehmende Akzeptanz auf.
9. Vernetzung und kommunale Steuerung
Der KVJS beschreibt die vorhandenen Strukturen, Zuständigkeiten, Kooperationen und Vernetzungen auf der Grundlage des Fach- und Expertenwissens der Sozialplanung für ältere Menschen im Stadt-/Landkreis und seinen kreisangehörigen Städten und Gemeinden. Dazu werden Ziele und Handlungsempfehlungen für eine kommunale und kleinräumige Arbeit mit Seniorinnen und Senioren gegeben.
Beteiligung relevanter Akteure
Dem KVJS ist bei der kommunalen Seniorenplanung ein breites Beteiligungsverfahren wichtig, um alle Interessen, Meinungen und Ideen zu berücksichtigen. Aus diesem Grund werden für spezielle Themengebiete die Gemeinden, Kommunalpolitik, Anbieter, Einrichtungen sowie weitere Experten und relevante Akteure in den Prozess einbezogen. Mittels verschiedener Methoden wirken diese aktiv mit und beleuchten die Planung aus ihrer Sicht. Die Landkreise gewinnen auf diese Weise wertvolle Informationen, um sich bei der Analyse vor Ort an die Wünsche und Bedürfnisse zu orientieren.
Das Angebot des KVJS umfasst üblicherweise:
- Eine Auftaktveranstaltung zu Beginn des Planungsprozesses mit möglichst breiter Beteiligung, bei der erste Ergebnisse über die demografische Entwicklung im Landkreis sowie die geplanten Schwerpunkte des Seniorenplans vorgestellt werden.
- Rund sechs Sitzungen eines Begleitkreises (Steuerungsgruppe, Fachbeirat) unter Federführung des Sozialdezernates, in denen Ergebnisse zu den einzelnen Themen des Seniorenplans vorgestellt werden. Der Begleitkreis diskutiert die Ergebnisse der Fachgespräche – siehe unten – bringt eigene Fachexpertise ein, gibt dem KVJS Rückmeldung über die bereits erarbeiteten Teile des Plans und stimmt die Handlungsempfehlungen ab.
- Themenbezogene Fachgespräche und Einrichtungsbesuche je nach Schwerpunktsetzung des Seniorenplans zum Beispiel zu den Themen Dauerpflege im Pflegeheim, Pflege durch ambulante Dienste, Pflege in Tagespflegeeinrichtungen, Gesundheitsversorgung, Wohnen, Beratung, Menschen mit Migrationshintergrund. Bei diesen Gesprächen werden Experten gebeten, zu den entsprechenden Themen Informationen über die Situation im Landkreis zu geben und ihre Einschätzung dazu. Diese Informationen werden im Begleitkreis diskutiert und können beim jeweiligen Kapitel als eigenen Abschnitt – Einschätzung lokaler Experten – in den Bericht einfließen.
- Schriftliche Erhebungen:
- bei den stationären Einrichtungen
- bei den ambulanten Diensten
- bei den Tagespflegen
- bei den Gemeinden
zum Themenbereich Wohnen, Mobilität und Infrastruktur über
ihre Angebote und Infrastruktur - Vorstellung des Plans und Vorstellung der Ergebnisse der Befragung der Gemeinden in Bürgermeisterversammlungen.
- Eine Abschlussveranstaltung am Ende des Planungsprozesses mit möglichst breiter Beteiligung, bei der die Ergebnisse des Seniorenplans vorgestellt werden.
Kontakt
Aktuelle Beispiele
Landkreis Konstanz:
Bestand - Bedarf - Perspektiven: Fortschreibung des Kreisseniorenplans
Planung bis 2030
Hrsg. Landratsamt Konstanz, Juni 2023
Landkreis Rhein-Neckar:
Rhein-Neckar-Kreis Kreisseniorenplanung 2017-2027,
Hrsg. Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis, März 2021
Landkreis Schwäbisch Hall:
Seniorenplan für den Landkreis Schwäbisch Hall
Hrsg. Landkreis Schwäbisch Hall, November 2020