Spatenstich für neues Angebot im Tannenhof Ulm
In Ulm entsteht ein neues Haus für langfristig intensiv betreutes Wohnen. In die Planung flossen auch die Ergebnisse eines KVJS-Forschungsprojekts mit ein.
Menschen, die aufgrund einer geistigen Behinderung oder psychischen Störung sich selbst oder andere gefährden oder mit denen soziale Interaktion nach den üblichen Regeln schwierig ist, brauchen ganz besondere Betreuung. Der Tannenhof in Ulm ist spezialisiert auf Assistenzangebote für Menschen mit „schwerwiegend herausfordernden Verhaltensweisen“ und schafft nun ein neues Angebot für das „Langfristig intensiv betreute Wohnen“ (LIBW). Mit dem Spatenstich für den Neubau eines LIBW-Wohnhauses mit 24 Plätzen und der Modernisierung von Räumen für eine Tagesstruktur in der Tannenhof-Werkstatt wird eine entscheidende Grundlage dafür gelegt, ein modernes Konzept für das langfristig intensiv betreute Wohnen zu verwirklichen. Dieses orientiert sich an der wissenschaftlich fundierten Erkenntnis, dass sich herausforderndes Verhalten deutlich vermindern lässt, wenn die Lebensqualität der Betroffenen verbessert wird.
„Aus unserer eigenen Forschung wissen wir, dass das bauliche Umfeld stark auf die fachliche Betreuung einwirkt“, sagt Verbandsdirektorin Kristin Schwarz beim Spatenstich in Ulm. „Die Habila setzt mit einem zeitgemäßen Konzept die fachlich-inhaltlichen Empfehlungen der Studie als erster Leistungserbringer um.“ Das eröffne eine respekt- und würdevollere Perspektive auf die Menschen und ihr Verhalten. Auch Menschen, die autistisch veranlagt oder nicht verbal mitteilungsfähig sind, eine verminderte Impulskontrolle aufweisen oder unter Ängsten leiden, sollen ihren Tagesablauf, die Auswahl von Essen oder Kleidung
und Beschäftigungsmöglichkeiten so selbstbestimmt wie möglich gestalten können.
Einheiten für jeweils vier Personen
Die damit verbundene positive Verhaltensunterstützung setzt die entsprechende Gestaltung des Lebensumfeldes voraus. Im Neubau entstehen Wohnungen für jeweils vier Personen. Die neuen Wohneinheiten sind damit deutlich kleiner als bisher. Inhaltliche Kernelemente des Konzepts wie das Prinzip der persönlichen Assistenz, Mitwirkung bei der häuslichen Selbstversorgung und die Nutzung des Sozialraums, zum Beispiel beim gemeinsamen Einkauf, können in Zukunft viel besser umgesetzt werden. Das gilt auch für den jeweils individuell ausgearbeiteten Unterstützungsplan, in dem Angehörige, Assistenzleistende, Fachdienste und ehrenamtliche Helferinnen ein Netzwerk bilden.
Der KVJS als Bauherr investiert fünf Millionen Euro in den Neubau des LIBW-Wohngebäudes auf dem Gelände des Tannenhofs und weitere 1,6 Millionen Euro in die Modernisierung von Räumen für Tagesstruktur-Angebote. Gefördert wird das Vorhaben durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg mit insgesamt 1,4 Millionen Euro.
Stephan Gokeler