WieWohnen-BW

Wirksamkeit verschiedener Formen des unterstützten Wohnens für Menschen mit seelischer Behinderung im Rahmen der Eingliederungshilfe in Baden-Württemberg

Laufzeit

März 2017 bis April 2020

Ausgangslage

Mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) sind die Stadt- und Landkreise vor die Aufgabe gestellt, den Übergang von einer bisher primär einrichtungszentrierten zu einer personenzentrierten Leistungsgewährung zu vollziehen. Die Rahmenbedingungen zur Erbringung von Teilhabeleistungen werden sich durch das BTHG verändern, etwa durch die Trennung von Fachleistungen und existenzsichernden Leistungen. Dies betrifft auch die Regelungen zur Ausgestaltung von Teilhabeleistungen für Menschen mit seelischer Behinderung im Bereich des unterstützten Wohnens. Um hier passgenaue Hilfen zu entwickeln, gilt es Wirksamkeitsindikatoren zu ermitteln.

Forschungsbedarf

Ziel des KVJS-Forschungsvorhabens ist die

  • Charakterisierung der Angebotsstruktur in vier Stadt- und Landkreisen und der Personengruppen, die dort ambulante, intensiv-ambulante und stationäre Wohnangebote nutzen,
  • Ermittlung der Wirksamkeit von Maßnahmen der Eingliederungshilfe beim Wohnen und der Indikatoren der Struktur- und Prozessqualität für Leistungen beim Wohnen, die im Zusammenhang mit der Ergebnisqualität stehen,
  • Herstellung von Transparenz und Vergleichbarkeit dieser Leistungen sowie
  • Entwicklung von empirisch begründeten Qualitätsstandards für Leistungen im Bereich des unterstützten Wohnens.

Die Grundlagen für kommunalpolitische Entscheidungen sollen unter Berücksichtigung des BTHG durch dieses KVJS-Forschungsvorhaben verbessert werden.

Ergebnisse

Unterstütztes Wohnen wurde von der überwiegenden Zahl der befragten Studienteilnehmenden und Expertinnen und Experten als hilfreich angesehen. Bemerkenswert sind insbesondere die Rückmeldungen von Menschen mit seelischer Behinderung, die sich ein anderes Wohnsetting erhofft hatten. Obwohl der Wohnraummangel sehr häufig zu Kompromissen geführt hatte, konnten sie der Unterstützung eine positive Wirkung beimessen. 

WieWohnen-BW hat ein enormes, breit gefächertes Spektrum an Bedürfnissen und Erwartungen von Menschen mit seelischer Behinderung im Kontext Wirksamkeit sichtbar gemacht. So unterschiedlich die Ausgangssituationen und Bedarfe sind, so individuell muss auch die Unterstützung gestaltet werden. Besonders die gegenläufigen, sich durchaus widersprechenden Erwartungen belegen etwa, wie wichtig eine passgenaue Unterstützung ist: Die an der Studie beteiligten Menschen erwarteten Schutz, wollten aber keinesfalls stigmatisiert und abgeschottet werden. Einige fühlten sich durch festgefügte Abläufe und Gruppenaktivitäten in ihrer Freiheit und Selbständigkeit beschnitten. Andere hätten konkrete Hilfe bei Bewerbungsschreiben erwartet statt allgemeiner Lebensberatung. Die gleichen Unterstützungsformen können als wertvolle Hilfe oder übergriffige Bevormundung erlebt werden. Das Zusammenleben in einer WG enthält das Potential für solidarische Hilfe untereinander. Es kann Halt geben und gegen Vereinsamung wirken. Als Massierung von unfreiwillig miteinander wohnenden Menschen mit spezifischen Problemlagen kann es aber auch zusätzlich belastend sein. Bestand das Gefühl, ein reibungsloser Alltag sei nur durch ihren besonderen Einsatz gewährleistet, fühlten sie sich teils überfordert oder ausgenutzt.

Die Befunde aus WieWohnen-BW untermauern die Wirksamkeit personenzentrierter und flexibler Unterstützungsarrangements: Der Einstieg in das unterstützte Wohnen im Rahmen der Eingliederungshilfe kann für viele Menschen mit seelischer Behinderung besonders in Hinblick auf psychische Stabilität, soziale Funktionen und Lebensqualität eine ganze Reihe positiver Veränderungen mit sich bringen. Das BTHG hat dafür gute Rahmenbedingungen geschaffen. Für die Ausgestaltung braucht es das gemeinsame Handeln aller Akteure des Hilfesystems – einschließlich der Expertinnen und Experten aus eigener Erfahrung.

Projektpartner

Universität Ulm, Versorgungsforschung Weissenau (ZfP Südwürttemberg)

Projektleitung Wissenschaft

Prof. Dr. Tilman Steinert
Dr. Susanne Jaeger (Projektkoordination)

Projektleitung KVJS

Dr. Gerrit Grünes, Dezernat Soziales

Videos