Planst du schon oder schwimmst du noch?
Steuerung und Gestaltung kommunaler Kinder- und Jugendarbeit
Vom 20. bis 22. November fand die Jahrestagung der Kommunalen Jugendreferate mit dem Titel „Planst du schon oder schwimmst du noch? Steuerung und Gestaltung kommunaler Kinder- und Jugendarbeit“ statt. Rund 80 Teilnehmende, darunter Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendarbeit sowie Vertreter*innen aus Verwaltung und Wissenschaft, kamen zusammen, um aktuelle Herausforderungen und innovative Ansätze in der kommunalen Planung und Steuerung zu diskutieren.
Der erste Abend startete mit einer Begrüßung der Teilnehmenden durch Patrick Baur (Team Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit, KVJS-Landesjugendamt) und den Sprecher:innen der AG Kreisjugendreferate im Landkreistag sowie der AG Jugendreferate im Städte- und Gemeindetag. Den inhaltlichen Höhepunkt des Abends bildete der Vortrag von Dr. Lisa Hasenbein (Deutsches Jugendinstitut) zum Thema „Jungsein und Erwachsenwerden heute – Aktuelle Erkenntnisse aus der Jugendforschung“. Sie zeigte auf, dass die als zentral für die Entwicklung junger Menschen angesehene Lebensphase Jugend heute stark von Unsicherheit und Krisen geprägt ist. Das Aufwachsen in einer solchen Zeit beschrieb sie als ein Leben in einer „VUCA-Welt“ (volatil, unsicher, komplex, ambig). Statistiken zu Themen wie Zukunftssorgen, Einsamkeit und Werteorientierungen unter Jugendlichen ergänzten und untermauerten diese Beschreibungen. Besonders eingänglich war über diese sozialwissenschaftliche Perspektive hinaus auch der Bezug zu interessanten Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften. Dr. Hasenbein unterstrich abschließend die Notwendigkeit, Jugendlichen Freiräume zu ermöglichen und besonders für vulnerablere Gruppen niedrigschwellige Angebote zu schaffen. Sie betonte außerdem, dass es „die Jugend“ nicht gebe – vielmehr seien die Lebenswelten junger Menschen vielfältig.
Nach dem Vortrag fand der Abend trotz kalter Temperaturen einen gemütlichen Ausklang am Lagerfeuer.
Der Donnerstag begann mit einer Begrüßung durch Marion Steck (Referatsleitung, KVJS-Landesjugendamt), die die Begriffe Planung, Steuerung und Gestaltung in der kommunalen Jugendarbeit beleuchtete und die Bedeutung dieser Prozesse hervorhob. Als ein Schlüsselaspekt für das Gelingen dieser Prozesse gilt Partizipation. Frau Steck dankte den Teilnehmenden im Namen des KVJS-Landesjugendamtes für ihr Engagement und kam zu dem Schluss, dass eine erfolgreiche kommunale Kinder- und Jugendarbeit auf einem integrativen Ansatz basiert, der Planung, Steuerung und Gestaltung miteinander verknüpft.
Der Hauptvortrag von Prof. Dr. Carola Flad (Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege, Hochschule Esslingen) vertiefte diese Themen und ging auf die Wechselbeziehungen zwischen kommunaler Planung, Steuerung und Beteiligung ein. Besonders interessant war die Frage, ob eine kommunale Sozialplanung oder eine soziale Kommunalplanung angestrebt werden solle. Anhand eines Praxisbeispiels aus Stuttgart („Jugendgerechte Innenstadt“) verdeutlichte Prof. Flad die Bedeutung integrierter kommunaler Planung, Steuerung und Beteiligung.
Am Nachmittag fanden zwei Runden thematisch breit gefächerter Workshops statt. Besonders gut kam der Workshop zur Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) in der Kinder- und Jugendarbeit an, aber auch der Theaterworkshop, der eine Abwechslung vom thematischen Fokus darstellte, hinterließ bei den Teilnehmenden bleibende Eindrücke.
Der Freitag bot mit einem World Café die Möglichkeit, zentrale Themen der Tagung in Kleingruppen zu reflektieren. Besonders lebhaft diskutiert wurden die Themen Qualitätsentwicklung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, KI in der kommunalen Kinder- und Jugendarbeit sowie multiprofessionelle Teams in der Kinder- und Jugendarbeit. Der Austausch mit drei Kolleg:innen aus Österreich regte zudem Überlegungen zu einem Study-Visit in die Steiermark an.
Den Abschluss bildete ein Vortrag von Ulrich Leser (systemisch-lösungsfokussierter Supervisor und Coach) der unter dem Titel „Und ab kommenden Montag...“ Denkanstöße gab, wie die Tagungsinhalte in den Arbeitsalltag integriert werden können. Er betonte die Bedeutung des ressourcenorientierten Arbeitens und lieferte praxisnahe Anregungen für den Transfer der Erkenntnisse in den beruflichen Alltag.
Die Tagung bot ein gelungenes Gleichgewicht zwischen fachlichen Impulsen und praxisnahen Workshops. Neben dem fachlichen Input wurde der informelle Austausch, insbesondere beim World Café und an den Abenden, von den Teilnehmenden sehr geschätzt. Die große Bandbreite an Workshops, auch abseits des Tagungsthemas, trug zur Vielseitigkeit der Veranstaltung bei. Ein besonderes Highlight war die Teilnahme der Gäste aus Österreich und die Möglichkeit des Austauschs und der Vernetzung mit ihnen.
Die nächste Jahrestagung findet vom 12. bis 14. November 2025 in Gültstein statt – die Teilnehmenden können sich schon jetzt auf weitere spannende Diskussionen und Austauschmöglichkeiten freuen.