Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit als
notwendiger Schritt für eine inklusiv gestaltete Zukunft
Vom 16. bis 18. November 2022 fand die Jahrestagung der Kommunalen Jugendreferate im KVJS-Tagungszentrum Gültstein statt. Welche Bedeutung Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit zukommt, welchen Herausforderungen sich das Aufgabenfeld gegenübersieht und wie inklusive Jugendarbeit in der Praxis gelingen kann – das waren die zentralen Themen der jüngsten Jahrestagung der Kommunalen Jugendreferate, zusammen mit dem KVJS. Mittels der Vorschläge der Teilnehmenden aus der letzten Jahrestagung entstand das Hauptthema der Veranstaltung und wurde traditionell durch das KVJS-Landesjugendamt zusammen mit den kommunalen Jugendreferentinnen und Jugendreferenten durchgeführt.
Gemeinsam mit der Planungsgruppe Michaela Höhn-Bea (Stadt Reutlingen), Wolfgang Borkenstein (Kreis Calw), Nico Blum (Stadt Sachsenheim), Bettina Pfluger (Landkreis Esslingen), Peter Komhard (Kreisstadt Esslingen), Torsten Hofmann (Geschäftsführer der AGJF), Christine Günther (Große Kreisstadt Mosbach), Alexander Sasse (Stadt Filderstadt), eröffnete Maria Safroshkina (KVJS-Landesjugendamt, Referat 44, Jugendarbeit) die Jahrestagung.Wolfgang Borkenstein (Sprecher der AG Kreisjugendreferate im Landkreistag) sowie Michaela Höhn-Bea und Nico Blum (Sprecherin und Sprecher der AG Jugendreferate im Städte- und Gemeindetag) begrüßten die rund 55 Teilnehmenden und informierten die neuen Kolleginnen und Kollegen der Jugendreferate über wichtige Verteiler und Informationsplattformen.
„Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit als notwendiger Schritt für eine inklusiv gestaltete Zukunft“: Unter diesem Motto stand die Jahrestagung der Kommunalen Jugendreferate. Hintergrund war der Beschluss zum neuen Kinder- und Jugendstärkungsgesetz.
Dr. Mike Seckinger (Deutsches Jugendinstitut, München) referierte am ersten Tag der Jahrestagung zum Thema „Auf dem Weg zur Inklusion – Herausforderungen für die Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe. „Von Inklusion kann in der Jugendarbeit dann gesprochen werden, wenn Jugendliche mit Beeinträchtigungen daran teilhaben, ohne dass die Beeinträchtigung das Dabeisein strukturiert oder bestimmt“. Seckinger zeigte in seinem Vortrag die Jugendarbeit – jugendtypische Kern-herausforderungen am Beispiel von Verselbständigung, (Selbst) Positionierung und Qualifizierung. „Kommunale Jugendarbeit kann ein wichtiger Impulsgeber sein bzw. werden, um die inklusive Jugendarbeit und Kinder- und Jugendhilfe voranzubringen“ schloss Seckinger seinen Vortrag.
Die rund 55 Jugendreferentinnen und Jugendreferenten, Jugendpflegerinnen und Jugendpfleger, der Landkreise, Städte und Gemeinden sowie hauptamtliche Fachkräfte aus dem Arbeitsfeld Jugendarbeit begrüßte Marion Steck (Referatsleiterin Referat 44, Jugendarbeit, Förderprogramme und Landesverteilstelle UMA) am zweiten Tag der Jahrestagung: „Mit der Einführung der Pflichtaufgabe im §11 SGB VIII – die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der Angebote für junge Menschen mit Behinderungen sicherzustellen – steht nun die Kinder- und Jugendarbeit vor der Herausforderung, dies gesetzlich umzusetzen. Die Implementierung inklusionsorientierter Lösungen ist eine mehrdimensionale Aufgabe“, machte KVJS-Referatsleiterin Marion Steck vor den Teilnehmenden deutlich und bedankte sich bei den Teilnehmenden, dass diese sich dieser herausfordernden Aufgabe mit großem Engagement stellen.
So beleuchtete Marion Deiß (Leiterin Referat 23 - Jugend im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg) die Kinder- und Jugendarbeit, beziehungsweise Jugendsozialarbeit auf Landesebene.
Prof. Dr. Thomas Meyer (Studiengangsleiter Kinder- und Jugendarbeit I / Professor für Praxisforschung in der Sozialen Arbeit, DHBW Stuttgart), referierte über das Thema „Inklusion in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit als Herausforderung und Chance“ und stellte folgende These auf: „Inklusion führt zu einem umfassenden (Organisations-) Entwicklungsprozess in der Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit und fördert Sozialraumorientierung und neue Konzepte – die Potenziale der Kinder- und Jugendarbeit sollten mehr Beachtung finden, weil sie die gesamtgesellschaftliche Umsetzung von Inklusion entscheidend unterstützen können!“
Den Abschluss dieses Tages bildeten zwei Workshop-Runden zu Themen wie „Inklusive Organisationsentwicklung in der Jugendarbeit“, „Der Blick durch die vorurteilsbewusste Brille – Reflexion der eigenen Bilder, Blick auf Strukturen, Übertragung von vorurteilsbewusstem Handeln in die eigene Praxis“, und „Zugang von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung zu den Angeboten Offener Kinder- und Jugendarbeit“.
Als ein besonderer Programmpunkt standen am Abend neben Theoriewissen auch Selbsterfahrung und Selbstwahrnehmung auf der Agenda. Gebärdensprache ausprobieren oder lernen, wie man von den Lippen abliest – mit Aktionskoffern der Christoffel-Blindenmission konnten sowohl Gehörlosigkeit als auch Blindheit simuliert werden. So gelang es den Teilnehmenden, für einen Moment in die Lebenswelt von Menschen mit Behinderungen einzutauchen und diese besser zu verstehen. Eine wichtige Grundvoraussetzung, um den vielschichtigen Herausforderungen in der inklusiven Kinder- und Jugendarbeit erfolgreich zu begegnen. Das Programm hat großen Zuspruch seitens der Teilnehmenden gefunden, da sie somit sehr einprägsame Erfahrungen sammeln konnten. Vielen Dank an die Christoffel-Blindenmission, die diese Erfahrungen ermöglicht hat!
Der letzte Tag der Jahrestagung startete mit Best-Practice Workshops, in denen es beeindruckend gelungen ist, inklusive Prozesse in der Jugendarbeit anzustoßen und zu gestalten. Es wurden beispielhaft Einrichtungen und Projekte vorgestellt, die die Teilhabe junger Menschen mit Beeinträchtigungen ermöglicht haben.
Ein Rollstuhlparkour – zur Verfügung gestellt durch das Team Kubus e.V. – war den ganzen Tag zugänglich, in welchem sich das Fortbewegen in einem Rollstuhl mit verschiedenen Hürden nachempfinden ließ. Vielen Dank an den Kubus e.V., für die Bereitstellung des Equipments!
Die dreitägige Veranstaltung hielt für die Teilnehmenden eine Fülle an Fachinformationen bereit – und damit auch Impulse für die Umsetzung inklusiv gestalteter Jugendarbeit in der Praxis. Sie begrüßten es, dass die Veranstaltung in Präsenz stattfinden konnte, somit hatten sie die Möglichkeit über ihre eigenen inklusiven Projekte oder Best Practice Beispiele zu berichten und diese anhand von Plakaten, Fotos und Flyern bereichern.
Der Termin für die nächste Jahrestagung der Kommunalen Jugendreferate steht bereits fest. Sie ist vom 22. bis 24. November 2023 im KVJS-Tagungszentrum Gültstein geplant.