Jahrestagung der Kommunalen Jugendreferate
vom 27. bis 29. November 2019 im KVJS-Tagungszentrum Gültstein
„Demokratie stärken vor Ort und International! – Ein Auftrag der Kommunalen Kinder und Jugendarbeit nach SGB VIII“ – war das Thema der Jahrestagung 2019, die der KVJS zusammen mit den kommunalen Jugendreferentinnen und Jugendreferenten veranstaltete.
Die kommunale Kinder- und Jugendarbeit hat einen gesetzlichen Auftrag zur politischen Bildung. In der Vielfältigkeit ihrer Angebote können junge Menschen Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit erfahren und Demokratie hautnah erleben. „Durch die internationalen Erfahrungen werden junge Menschen mit anderen Kulturen konfrontiert und bekommen die Möglichkeit, die gleichen Dinge unter verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Diese Erfahrungen erweitern ihren Horizont und helfen dabei, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln und Ungleichheiten abzubauen“, sagte Annette Krawczyk, stellvertretende Referatsleiterin des KVJS-Landesjugendamtes, die die rund 70 Tagungsgäste im KVJS-Tagungszentrum Gültstein begrüßte. „Deshalb ist es entscheidend, die Strukturen der Jugendarbeit sowohl national als auch international zu kennen, Netzwerke aufzubauen, Zielgruppen zu erweitern oder sie neu zu erreichen.“
Zum Tagungsauftakt präsentierte Andreas Reuter von der Öffentlichkeitsarbeit des KVJS die offene Methode „Multi Tank“, bei der das Thema und die Methode zur Erarbeitung des Themas von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern selbst gewählt werden. Im Anschluss gab es die Möglichkeit, sich mit anderen zu diesem Thema auszutauschen.
Am Nachmittag standen zahlreiche Workshops auf dem Programm, die Themen wie „Internationale Jugendarbeit kommunal verankern“, „Demokratiebildung als Auftrag der Offenen Kinder- und Jugendarbeit“ sowie „Förderprogramme nationale und international“ behandelten. Auf besonderes Interesse stieß der Workshop zum Thema „QUARARO – spielerisch mit Jugendgruppen Demokratie erleben“, ein Projekt der Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie e.V. Berlin (RAA). Mit QUARARO werden demokratische Entscheidungsformen spielerisch gelehrt.
Ganz im Zeichen des „Gallery Walk“ stand der zweite und letzte Tag der Jahrestagung. Die Ergebnisse des „Multi Tank“ sowie die Ergebnisse der Workshops wurden ausgestellt, sodass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Überblick über die Ergebnisse machen und die Methoden und Arbeitswege nachvollziehen konnten. Alina Beck, Mitorganisatorin und Moderatorin der Jahrestagung und Referentin in der kommunalen Kinder- und Jugendarbeit des KVJS, fasste gemeinsam mit Peter Komhard, Jugendreferent der Stadt Schorndorf, die Ergebnisse der letzten beiden Tage als Rückblick zusammen.
Anschließend begrüßte Sie Prof. Dr. Andreas Thimmel von der Technischen Hochschule Köln, der in seinem Vortrag zum Thema „Politische Bildung und internationale Jugendarbeit im Spannungsfeld von Autonomie und gesellschaftspolitischer Verantwortung“ referierte. „(Internationale) Kinder- und Jugendarbeit erfordert von den Fachkräften neben einem hohen Maß an Wissen und methodischen Fertigkeiten, sozialen Kompetenzen, Selbstständigkeit, Flexibilität und Empathie auch politische Informiertheit.“ Aber: „Diese kann nicht mehr als gegeben vorausgesetzt werden.“ Der wissenschaftliche Experte sieht die Kommunen daher in der Pflicht, Zeit und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um politische Informiertheit zu ermöglichen.
Matthias Rohrer, Studien- und Projektleiter beim Institut für Jugendkulturforschung Hamburg/Wien, präsentierte anschließend die Zugangsstudie „Kommunikation mit ,austauschfernen? jungen Zielgruppen“, in der es im Kern um die Frage geht, wie man Jugendliche und junge Erwachsene für internationale Jugendaustauschprojekte erreicht, wenn diese noch keinen Zugang dazu gefunden haben. Mit diesem Vortrag endete die Jahrestagung der Kommunalen Jugendreferate in Gültstein. Die Planungen für die nächste Jahrestagung laufen bereits.