Jahrestagung der Träger, Leiterinnen und Leiter von Einrichtungen und sonstigen betreuten Wohnformen der Hilfen zur Erziehung vom 15. und 16. März 2018 im KVJS-Tagungszentrum Gültstein

Die Verselbständigung von Jugendlichen in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe war das Schwerpunktthema der Jahrestagung der Träger, Leiterinnen und Leiter von Einrichtungen und sonstigen betreuten Wohnformen der Hilfen zur Erziehung am 15. und 16. März 2018 im KVJS-Tagungszentrum Gültstein.

Dr. Jürgen Strohmaier, Referatsleiter beim KVJS-Landesjugendamt, begrüßte die rund 160 Teilnehmenden, unter denen auch die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege vertreten waren. Dr. Strohmaier eröffnete die Tagung mit einer Einschätzung zur gesellschaftlichen Situation und griff aktuelle Herausforderungen auf, wie beispielsweise vorhandene Disparitäten in der Kinder- und Jugendhilfe. Anschließend skizzierte er prägnante Entwicklungen in der Heimerziehung und präsentierte Ergebnisse einer Erhebung zu unbegleiteten minderjährigen Ausländern (UMA) in Gastfamilien.

Joachim Herchet vom KVJS-Landesjugendamt gab einen zahlenmäßigen und inhaltlichen Überblick über Meldungen von Ereignissen und Entwicklungen gemäß § 47 Satz 1 Nr. 2 SGB VIII im Jahr 2017. Er zeigte auf, welche Maßnahmen das Landesjugendamt und die Einrichtungsträger aus den gemeldeten Ereignissen und Entwicklungen ableiteten. Darüber hinaus stellte Herchet das neue Erfassungsinstrument vor, welches speziell zur Meldung von Ereignissen und Entwicklungen, die das Kindeswohl beeinträchtigen könnten, entwickelt wurde.

Kathrin Kratzer vom KVJS-Landesjugendamt präsentierte anschließend empirische Schlaglichter auf aktuelle Nachfrage- und Angebotsentwicklungen in der stationären Hilfe zur Erziehung und vertiefte die zu Beginn der Tagung angerissenen Entwicklungen in der Heimerziehung auf quantitativer Ebene. Im Fokus stand zudem die Angebotsstruktur explizit für UMA. Kratzer hob hervor, dass insbesondere das betreute Einzelwohnen als Betreuungsform seit 2015 an Bedeutung gewonnen habe, wohingegen andere Formen stagnierend oder rückläufig seien.

Am Nachmittag erhielten die Teilnehmenden praxisorientierte Einblicke in das Projekt „Care-Leaver – Wege in die Selbständigkeit“. Dr. Matthias Hamberger und Ulrike Amann von den Martin-Bonhoeffer-Häusern in Tübingen sowie Heiner Schüz vom Albert-Schweitzer-Kinderdorf Waldenburg stellten verschiedene Konzeptbausteine vor und gaben Anregungen für die tägliche Arbeit. Im Rahmen ihres Beitrags präsentierten sie ein Video, der von Care-Leavern für Care-Leaver entwickelt worden ist und den Begriff auf anschauliche Weise erklärt. Der Film ist abrufbar unter: http://careleaver-bw.de/

Zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages referierte Sabrina Brinks vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH über aktiv zu gestaltende Übergänge für junge unbegleitete Ausländer und zeigte auf, welche Anforderungen sich daraus aus fachlicher Perspektive ergeben. Besonders hervorgegangen ist dabei die Wichtigkeit für junge Geflüchtete, auch außerhalb der Kinder- und Jugendhilfe auf ein stabiles soziales Netzwerk zurückgreifen zu können.

Am zweiten Tag berichtete Herr Grüner, komm. Leiter des KVJS-Landesjugendamtes über Aktuelles aus dem Landesjugendamt. Insbesondere wurde auf folgende Bereiche eingegangen: Das BTHG und deren Auswirkungen auf die Jugendhilfe, die Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Jugendhilfe, die Beratung zur Jugendhilfeplanung, das Forschungsprojekt zur Bedarfsplanung in der KITA, die Anlauf- und Beratungsstelle Heimerziehung, die Kostenerstattung für UMA, die Förderung der Schulsozialarbeit und deren Forschungsprojekt, die Bundesinitiative Frühe Hilfen, das Landesprogramm Stärke sowie das Projekt Jugendberufshelfer.

Herr Peter Hoffmann vom KVJS-Landesjugendamt informierte zum „Familienrat“ und erläuterte den Verwandtschaftsrat und die Familienkonferenz. Außerdem verwies er auf aktuell themenspezifische Empfehlungspapiere wie auch auf Termine von landes- und bundesweiten Netzwerktreffen.

Frau Irma Wijnvoord vom KVJS-Landesjugendamt stellte die zentralen Projektinhalte der Qualifizierungs- und Kooperationsoffensive für Kinder aus suchtbelasteten Familien „Schulterschluss“ und die zentralen Ergebnisse des Abschlussberichtes dar. Aufgrund der Evaluation und der Nachbefragung zum Projekt wurde aktuell eine sog. „Neuauflage“ jetzt mit zwei Förderbausteinen gestartet. Ein Baustein ist für den Aufbau neuer Schulterschluss-Standorte vorgesehen. Ein anderer Baustein gibt die Möglichkeit, bestehende Standorte weiter auszubauen. Darüber hinaus ist eine institutionsübergreifende Fallarbeit hinzugekommen.

Frau Vera-Maria Weeber berichtete von der Landesverteilstelle UMA des KVJS-Landesjugendamtes und stellte die Entwicklung von landes- und bundesweiten Fallzahlen und der Vorläufigen Inobhutnahme (VION) bei UMA vor. Zudem wurden aktuelle Informationen zu den sogenannten AnKER-Einrichtungen, der Alterseinschätzung und der Zwangsanwendung bei der Verteilung von UMA gegeben.

 

Vorträge und Präsentationen der Tagung

 

Fotos: Joachim Herchet, Julia Holzwarth