Tagungsunterlagen
Sicht der Industrie
Giuseppe Vernaci, Ausbildungsleiter der ElringKlinger AG in Dettingen/Erms
Sicht des Handwerks
Patrick Wolf, Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.
Sicht der Jugendsozialarbeit
Benjamin Götz, Bildungsreferent LAG Jungenarbeit
4. Gruppenaustausch zum Thema soziale Ungleichheit
Henrik Blaich, ajs Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg
Neue digitale Arbeitswelt. Wo bleiben unsere Jugendlichen?
Fachtag „Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Arbeitsförderung“ im Online-Format
Mit rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern startete die Kooperationsveranstaltung mit der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Baden-Württemberg und der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit am 14. Juni 2021. Der Online-Fachtag setzte die Reihe der Fachtage fort, die sich in den letzten Jahren mit der rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit zur Förderung der beruflichen Integration junger Menschen befasst haben.
„Weltweit steigt die Besorgnis über die Kontinuität von Ungleichheit über Generationen hinweg. Digitale Kompetenzen sind zum entscheidenden Kriterium für erfolgreiches Lernen und Arbeiten geworden. Da unsere Zukunftsberufe jedoch zunehmend durch Digitalisierung geprägt sein werden, sollten Wege überlegt und in die Tat umgesetzt werden, wie alle jungen Menschen in den Wandel der Zeit miteinbezogen werden können.“ Mit diesen Worten führte Marion Steck, (Referatsleiterin Referat 44 Jugendarbeit, Förderprogramme und Landesverteilstelle UMA, KVJS-Landesjugendamt) in den Fachtag ein „Ich hoffe, dass Sie auf diesem Online-Fachtag nicht nur einen interessanten Austausch erleben und Anregungen erhalten, sondern auch dass Sie neue Erkenntnisse über die recht-kreisübergreifende Zusammenarbeit in ihre Praxis mitnehmen können.“
„Es ist wichtig, dass es diesen Fachtag hier in Baden-Württemberg gibt, dass wir das Thema ,Neue digitale Arbeitswelt. Wo bleiben unsere Jugendlichen?‘ heute diskutieren und gemeinsam nach neuen Ansätzen und Lösungen suchen.“ Martina Musati (Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit) richtete das Wort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und merkte an: „Wo sind die Jugendlichen? Die Jahrgänge 2020, 2021 und 2022 sind stark von der Pandemie betroffen. Wir erleben einen Rückgang an Bewerberinnen und Bewerbern von 15 Prozent für eine Ausbildungsstelle. Viele entscheiden sich für ein weiteres Schuljahr, eine weiterführende Schule, viele Schülerinnen und Schüler sind noch ohne Ausbildungsstelle, es gibt aber noch offene Stellen. Helfen Sie mit, diesen Schülerinnen und Schülern den Weg in die Berufsberatung zu zeigen.“
Alina Beck (KVJS-Landesjugendamt, Referat 44, Jugendarbeit, Förderprogramme und Landesverteilstelle UMA) begrüßte die Fach- und Führungskräfte öffentlicher und freier Träger der Jugendhilfe, der Grundsicherungsstellen, der Agenturen für Arbeit, Jobcenter und Schulen und stellte das Programm sowie das Thema des digitalen Fachtages vor: „Bei diesem Fachtag stehen der Umgang mit der Digitalisierung des Arbeitsmarktes und die Auswirkungen auf die jungen Menschen mit geringer oder fehlender Integrationsperspektive im Bereich des Übergangs von der Schule in die Ausbildung oder in den Beruf im Mittelpunkt. Das Thema wird aus der Sicht verschiedener Rechtskreise und Institutionen beleuchtet werden.“
Mit der Vorbereitungsgruppe bestehend aus Mitgliedern des Arbeitskreises Jugendberufshilfe, unter Federführung des KVJS-Landesjugendamtes, wurde dieser Fachtag geplant und konzipiert.
Mit drei Kurzvorträgen aus Sicht der Industrie, des Handwerks und der Jugendsozialarbeit startete der Online-Fachtag. Die Sicht der Industrie zeigte Giuseppe Vernaci, (technischer Ausbildungsleiter der ElringKlinger AG in Dettingen/Erms): „Die Industrie steht vor einer neuen großen Veränderung. Der Wandel vom Verbrennungs- zum Elektromotor. Mit dem Beginn dieser Veränderung hat auch der Begriff ,Digitalisierung‘ an Bedeutung gewonnen zu großen Veränderungen in der Ausbildung geführt. Die geforderten Kompetenzen und Erwartungen der Jugendlichen werden sich entsprechend stark verändern.“
Aus der Sicht des Handwerks referierte Patrick Wolf (Referent und Projektleiter, Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.). Vernetztes Denken, hohes technisches Verständnis, Englisch- und PC-Kenntnisse sowie Neugierde an neuen Technologien seien aus seiner Sicht wichtige Anforderungen an Auszubildende und betonte: „Im Zuge der weiter voranschreitenden Digitalisierung in der Bildung wird die Qualifizierung immer wichtiger, digitale Medien müssen in der Aus- und Weiterbildung pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden, durch spielerisches Lernen kann die Aufmerksamkeit und der Lerneffekt erhöht werden.“
Benjamin Götz (Bildungsreferent, LAG-Jungenarbeit Baden-Württemberg e.V.) stellte in seinem Kurzvortrag die Sicht der Jugendsozialarbeit dar und erläuterte, welche aus dem Gaming erlernten Fähigkeiten für die beruflichen Anforderungen positiv genutzt werden können. „Durch Gaming erlenbare ,klassische‘ Fähigkeiten sind unter anderem Durchhaltevermögen, Problemlösefähigkeiten, Reaktionszeit/Konzentrationsfähigkeit, Multitasking, Kreativität und logisches Denken.“ Anhand eindrücklicher Beispiele zeigte er auf, dass sich auch die Auswahlprozesse bei Bewerbungen an die neuen Kompetenzen, die Jugendliche aus dem Gaming erwerben, angepasst werden müssen.
Nach einer virtuellen Mittagspause konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Gruppenaustausch mit den Referenten gehen. Zum Abschluss des Online-Fachtags hat die Vorbereitungsgruppe Jugendliche befragt, was sie über die immer digitale werdende Arbeitswelt denken. Die zwei befragten jungen Auszubildenden waren sich einig, dass die digitale Transformation eine Chance für viele Prozesse und Arbeitsabläufe sein kann. Viel hängt jedoch von den Berufen über die gesprochen wird. Die Arbeit eines Veranstaltungsmanagers sei beispielsweise viel stärker durch Digitalisierung geprägt als die eines Kochs. Ebenfalls einig waren sich die jungen Auszubildenden, dass die Art und Weise, wie der digitale Unterricht an ihren beruflichen Schulen organisiert war, unzumutbar sei. Hier müsse noch viel passieren, damit die Lernerfolge auch im Online-Format spürbar werden würden. Solange dies nicht der Fall sei, würden sie lieber in Präsenz unterrichtet werden.