Folgeprojekte im Rahmen der "Inklusionskonferenzen"

Das Prinzip der Inklusionskonferenz, das in Reutlingen im Jahr 2013 gestartet wurde, und sich der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention verschrieben hat, wird fortgeführt: Zwischen 2015 und 2017 erprobten die vier Landkreise Esslingen, Ludwigsburg, Ravensburg und Tübingen darauf aufbauend ihre jeweils ganz eigenen Wege. Den wissenschaftlichen Bericht zu den Projekten finden Sie im blauen Kasten rechts.

In 2018 wurden die Erkenntnisse verstetigt. Ein weiteres Jahr nutzen die vier Kreise, gefördert durch Landesmittel, die Möglichkeit, ihre spezifischen Ansätze weiterzuverfolgen. Die Projekte stellen wir hier vor.

Umsetzung von Inklusion im Landkreis Esslingen

 Der Landkreis Esslingen setzt für seine Folgeprojekte im Rahmen der Inklusionskonferenz 2018 thematisch an zwei Stellen an, um die Verankerung von Inklusion in der Gesellschaft weiter voranzubringen: Mobilität und Sport.

„Ein zentrales Anliegen ist für uns, Strukturen im Dialog mit allen Beteiligten weiterzuentwickeln und Vernetzung zu unterstützen, um Teilhabe zu ermöglichen. Denn nur so besteht die Möglichkeit, dass der inklusive Gedanke auch nachhaltig die Gesellschaft erreicht und in den Kommunen umgesetzt werden kann“, fassen Jan Etzel und Michael Köber vom Landratsamt Esslingen das Projektziel zusammen.

  • Im Bereich der Mobilität plant der Kreis Esslingen Schulungen für das Personal von Busunternehmen sowie für Ehrenamtliche von Busfahrinitiativen zum Umgang mit Menschen mit Behinderung. Im Rahmen dessen sollen die Teilnehmer lernen, in schwierigen Situationen im Sinne des inklusiven Gedankens angemessen zu reagieren den Menschen mit Behinderung Hilfestellung zu geben und ihnen die Busfahrt zu erleichtern.
  • Zum anderen wird der Bereich Sport 2018 einen großen Stellenwert bei der Förderung der Inklusion im Kreis Esslingen einnehmen: Geplant ist die Einrichtung einer kreisweiten Arbeitsgruppe, in der Experten aus den Vereinen gemeinsam mit Menschen mit Behinderung Strategien für mehr Inklusionsangebote im Sport erarbeiten sowie Informationen und Erfahrungen austauschen. Die inklusiven Angebote sollen, sofern möglich, anschließend umgesetzt werden.

 

Umsetzung von Inklusion im Landkreis Ravensburg

Der Landkreis Ravensburg wird Teilprojekte des Vorjahres aufgreifen und weiterentwickeln. Im Blick hat der Landkreis dafür die Fortbildung von Ehrenamtlichen, den Bereich Mobilität sowie die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema Inklusion.

„Ich bin beeindruckt, welches Netzwerk sich um das Thema Inklusion in den letzten beiden Jahren aufgebaut hat und wie viele Menschen mit und ohne Behinderung sich in den Prozess eingebracht haben. Dies macht Mut, auf dem Weg der Inklusion weiter voranzuschreiten. Inklusion braucht Begeisterung, viele Beteiligte, Prozesskoordination und Ressourcen“, so Projektleiterin Silke Schefold vom Landratsamt Ravensburg zur Entwicklung der Inklusion in der Gesellschaft.

  • 2017 hat der Landkreis Ravensburg bereits Kurzfilme zum Thema Inklusion entwickelt und den Fokus insbesondere auf eine barrierefreie Gestaltung (mit Untertitel und Audiodeskription) gesetzt. Für 2018 ist die Fortführung dieses Teilprojektes geplant: Neue Filme sollen produziert und veröffentlicht werden. Die Filme leisten Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft und informieren aus verschiedenen Blickwinkeln über Inklusion.
  • Einen weiteren Themenschwerpunkt setzt der Kreis Ravensburg bei der Förderung und Schulung von Ehrenamtlichen. Geplant sind umfangreiche und praxisorientierte Fortbildungen, die Ehrenamtlichen eine solide Grundlage im Bereich Inklusion vermitteln.
  • Im Bereich der Mobilität dreht sich alles um die Frage: „Wie kann Busfahren inklusiver werden?“ Bereits in 2016 und 2017 sind Schulungen für Busfahrer erfolgreich durchgeführt worden. 2018 will der Kreis daran anknüpfen und noch mehr Busfahrern und mobilitätseingeschränkten Personen die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und Kenntnisse auszubauen.

Umsetzung von Inklusion im Landkreis Tübingen

Der Landkreis Tübingen fokussiert sich in seinem Folgeprojekt in 2018 auf Erfolgsfaktoren bei der Vermittlung von Menschen mit Behinderung in den allgemeinen Arbeitsmarkt.

„Unser Ziel ist es, eine Erhöhung der Wahlmöglichkeiten und Teilhabechancen von Menschen mit einem höheren Unterstützungsbedarf zu schaffen, damit diese Zielgruppe im stärkeren Maße nachhaltig auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß fassen kann. Dabei sollen Übergänge in den allgemeinen Arbeitsmarkt aktiv gestaltet werden. Unser Wunsch ist, dass sich alle Beteiligten mit ihren Möglichkeiten an einer Neuausrichtung zu mehr inklusiven Angeboten einbringen und sich an einer Weiterentwicklung der Leistungsangebote beteiligen“, erläutert die Projektleiterin Sonja Kunze vom Landkreis Tübingen.

  • Mit Hilfe des Projekts gilt es herauszufinden, welche Faktoren bei der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Behinderung erfolgreich wirken. Methodisch wurden hierzu verschiedene, bereits existierende Konzepte zur Vermittlung von Menschen mit einer Behinderung oder psychischen Erkrankung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt analysiert und bewertet. Handlungsleitend für das Projekt ist sowohl der gesellschaftliche Auftrag, der sich aus Artikel 27 der UN-Behindertenrechtskonvention ergibt als auch die Handlungsempfehlungen der partizipativ entwickelten Teilhabeplanung im Landkreis.

Umsetzung von Inklusion im Landkreis Ludwigsburg

Der Landkreis Ludwigsburg hat 2018 neben der Organisation einer weiteren Inklusionskonferenz mit dem Themenschwerpunkt „Inklusive Kommune“, drei Schwerpunkte für die Weiterentwicklung und Verankerung inklusiver Strukturen: Kindertageseinrichtungen, ergänzende Nachmittagsbetreuung von Schulkindern und das Thema Wohnen von Menschen mit Behinderung.

„Menschen mit Behinderung sollen in allen Lebensbereichen zu einem selbstverständlichen Teil unserer Gesellschaft werden. Aussagen wie ‚Im Heim merkte man die Gesellschaft gar nicht!‘ nehmen wir ernst und wollen das verändern“, beschreibt Projektleiterin Katharina Binder das Ziel ihrer Arbeit, die sie in enger Zusammenarbeit mit Christiane Keuter, Sozialplanerin des Landkreises Ludwigsburg gestaltet.

  • Die neue Konzeption Inklusion in Kindertageseinrichtungen im Landkreis Ludwigsburg wird bereits seit 2017 umgesetzt und begleitet. Ende 2018 soll die Konzeption evaluiert und gegebenenfalls angepasst werden. Zusätzlich geplant sind Fortbildungen sowie ein Fachtag. Eine Handreichung für Fachkräfte und Eltern wird derzeit in einem Arbeitskreis entwickelt. Ziel ist eine nachhaltige, strukturelle Verankerung auch über den Projektzeitraum hinaus.
  • Ein weiterer Schwerpunkt ist die ergänzende Nachmittagsbetreuung für Kinder mit Behinderung in Schulen. Geplant ist, in 2018 eine landkreisweite Konzeption für diesen Bereich zu verabschieden.
  • Der dritte Projektbaustein fokussiert den Bereich Wohnen: Gemeinsam mit den beteiligten Akteuren sollen unterschiedliche Ansatzpunkte zur Schaffung und Gewinnung von mehr bezahlbarem Wohnraum für Menschen mit und ohne Behinderung erarbeitet werden.
    Ein weiterer Prozess in diesem Bereich ist das Thema „Selbstbestimmt Leben" in Einrichtungen der Eingliederungshilfe. Beteiligt sind sowohl der Beirat Landkreis Ludwigsburg inklusiv als auch die Träger der Eingliederungshilfe.

Die Beteiligungsstrukturen des Beirats und des Gremiums der Angehörigen sollen weiterentwickelt und strukturell verankert werden. Die Arbeit des Beirats soll auf der Homepage des Landkreises auch in Leichter Sprache präsentiert werden.