Einblicke in die Fortbildung "Sexuelle Bildung mit Jugendlichen"

Förderung der sexuellen Gesundheit und Prävention bei Jugendlichen und Kindern

Im KVJS Tagungszentrum Gültstein fand am 18. und 19. Juli 2024 eine wichtige Fortbildung zur sexuellen Bildung statt. Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe erhielten von Magdalena Zidi, klinische Sexologin und Sexualpädagogin, wertvolle Impulse für ihre tägliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Sexuelle Bildung ist ein ständiges Thema in der Arbeit mit jungen Menschen und von unschätzbarem Wert. Sie hilft nicht nur dabei, den eigenen Körper besser zu verstehen, sondern auch, eigene Bedürfnisse sowie die der anderen zu erkennen und zu respektieren. Dennoch fehlt es oft an Wissen und der richtigen Ansprache. Hier setzt die Fortbildung an, indem sie alters- und geschlechtergerechte Methoden vermittelt, um über Gefühle, Sexualität, Beziehungen, Identität und Pornografie zu sprechen.

Ein Highlight des Seminars waren die praxisnahen Workshops, in denen Methoden aus der Sexual- und Theaterpädagogik vorgestellt wurden. Wahrnehmungs- und Körperübungen halfen den Teilnehmenden, einen sensiblen und kompetenten Umgang mit den Themen zu entwickeln, die im Alltag oft tabuisiert werden.

Neben den theoretischen Inhalten lag ein starker Fokus auf der Reflexion der eigenen Sexualbiografie. Fragen wie "Wie wurde ich selbst aufgeklärt?" und "Welche Rolle spielt Sexualität in meinem Leben?" wurden behandelt, um das eigene Verständnis und die pädagogische Haltung zu schärfen.

„let’s talk about sex! – es hat es leicht gemacht in diesem Rahmen offen über Sex zu sprechen und ich habe gelernt, dass es mehr normalisiert werden sollte über Sex zu sprechen.“Teilnehmende/r (anonym)

Thema sexuelle Bildung in der Jugendhilfe – Warum ist sexuelle Bildung im Jugendalter besonders wichtig?
Sexuelle Bildung im Jugendalter ist wichtig, weil man da noch viel mehr mit Sachen konfrontiert wird, die einen dann auch später in der Erwachsenensexualität beeinflussen. Deswegen sollte man schon von Geburt an einen Rahmen für Körperwahrnehmung, für Emotionsregulation und Co. bieten. 

Welche Herausforderungen begegnen dir am häufigsten in Workshops/Fortbildungen?
Riesengroße Scham und auch viel Angst, etwas falsch zu machen. Werte von „das darf ich nicht“ oder „das ist verboten“. Unwissen – es fehlen oft Informationen und biologische Fakten. Es herrschen immer noch dieselben Mythen wie vor 30 Jahren, wo man sich denken würde, da sollte sich mittlerweile etwas getan haben. Und auch viel Neugierde, weil sie selten den Raum haben, Fragen zu stellen und deswegen sind sie meistens sehr froh, wenn sie über diese Themen reden können  . 

Was siehst du als deine Aufgabe?
Das Thema Sexualität besprechbar machen, Wissen zu vermitteln und über eigene Werte und Normen zu reflektieren und Sexualität genauso komplex und vielfältig zu sehen, wie wir Menschen auch sind.

Warum müssen Schutzkonzepte einen sexualpädagogischen Bestandteil haben?
Bevor wir über Gewaltprävention und wie wir Gewaltsituationen vermeiden können, reden können, müssen wir zuerst darüber sprechen, welche Situationen wir gerne hätten – Was ist denn für uns gesunde sexuelle Entwicklung? Damit wir dann sagen können, ab wann ist es übergriffig und ab wann ist es nicht mehr ok. Und deswegen müssen wir das Pferd von hinten aufzäumen. Wir müssen zuerst beim Positiven beginnen und dann quasi zur Gewaltprävention gehen. Deswegen ist sexuelle Bildung von Anfang an die beste Gewaltprävention, die wir leisten können, weil wir über Körperwahrnehmung, über „was fühlt sich für mich gut an“, „wo sind meine Grenzen“ genau da hinkommen. 

Die Fortbildung sensibilisierte die Fachkräfte dafür, wie sie Jugendliche in ihrer sexuellen Entwicklung begleiten können. Die Teilnehmenden erhielten zudem wertvolle Adressen und Informationen zu Institutionen, die Expertise im Bereich der sexuellen Bildung bieten.

„Ich freue mich den Input und die Methoden meinem Team und meinen Jugendlichen weiterzugeben.“ Teilnehmende/r (anonym)

Diese Fortbildung hat gezeigt, dass sexuelle Bildung mehr ist als reine Wissensvermittlung – sie ist ein entscheidender Beitrag zur Gesundheitsförderung und Präventionsarbeit. 

Die Fortbildung wurde vom Team Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit (Referat 44) sowie der Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Baden-Württemberg (AJS) organisiert. Am 24.–25. Juli 2025 wird die Veranstaltung erneut in Gültstein angeboten.