Jahrestagungen Schulsozialarbeit 2024

vom 11.–12. & 25.–26.11.2024

„Zuversicht braucht Vertrauen! Politik und Gesellschaft sowie speziell die Kinder- und Jugendhilfe sind gefragt, jungen Menschen vertrauenswürdige Rahmenbedingungen mit starken und resilienten Angeboten und Leistungen zu bieten“, mit diesem Zitat des aktuellen Kinder- und Jugendberichts des Bundes eröffnete Marion Steck (Referatsleitung / KVJS-Landesjugendamt Baden-Württemberg) die Jahrestagungen Schulsozialarbeit 2024. Daran schloss sie an, dass die Schulsozialarbeit (SchuSo) wichtig sei, denn sie biete den jungen Menschen in Baden-Württemberg tagtäglich vertrauliche und starke Angebote sowie Leistungen.  

Im Anschluss berichtete Juliane Rath vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg zu aktuellen Themen, wie den beschlossenen Haushalt für 2025 mit rund 44,7 Millionen Euro für die Schulsozialarbeit, der geplanten Verwaltungsvorschrift für das kommende Schuljahr sowie der geplanten Anhörung des Entwurfs zum Landes-Kinder- und Jugendhilfegesetz. Zum Startchancen-Programm führte sie aus, dass das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration im Austausch mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg zur SchuSo stehe.

In der Arbeitsgruppe zur neuen Verwaltungsvorschrift für das Arbeitsfeld ist auch das Netzwerk Schulsozialarbeit Baden-Württemberg vertreten, um die Fachkräfte der SchuSo zu repräsentieren. Sabine Engels (Vorstandsmitglied beim Netzwerk SchuSo) äußert sich zuversichtlich zum politischen Austausch. In Bezug auf die Prüfergebnisse des Landesrechnungshofs und die Denkschrift zum Förderprogramm SchuSo bedankte sie sich für die Öffentlichkeitsarbeit der Fachkräfte für das Arbeitsfeld, die dazu geführt habe, dass politisch Verantwortliche dem Themenfeld SchuSo mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätten.

„Sie wirken durch ihren Unterschied im Arbeitsfeld Schule“, ermutigte Uwe Straß (u.a. Moderator für das Warm-Up) die Teilnehmenden und meinte damit, den Auftrag der SchuSo als sozialpädagogische Hilfe, Unterstützung und Zuwendung für junge Menschen. Symbolisch hierfür leitete er ein Kennlern-Spiel an, indem in Kleingruppen die Teilnehmenden zunächst 10 Gemeinsamkeiten und dann 10 Unterschiede unter sich finden sollten.

Prof. Dr. Bettina Müller (Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege / Hochschule Esslingen) betonte in ihrem Impulsvortrag, dass die Qualität der SchuSo auch davon abhänge, wie gut die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren an der Schule gestaltet werde. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Sie schlug vor, dass regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen der Vereinbarungen zwischen SchuSo und Schule ein wichtiger Prozess sei, um die Arbeit weiterzuentwickeln. Ein klares Profil für die SchuSo zu entwickeln, bedeutet, die Prinzipien der Kinder- und Jugendhilfe (KJH) bzw. der Sozialen Arbeit in die Schule einzubringen, aber gleichzeitig nicht zu versuchen, alle Probleme der Schule zu lösen. Stattdessen sollte die SchuSo Schwerpunkte setzen und dabei auf einen professionellen Umgang und Selbstfürsorge achten. Ihr Fazit lautete: „Schulsozialarbeit hat ein Profil – man muss es nur laut und deutlich sagen!“

Claudio De Bartolo (Team Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit / KVJS-Landesjugendamt Baden-Württemberg) bezeichnete ihren Vortrag als Verortung und Bestärkung des Profils von SchuSo.

Nach der Mittagspause gab es ein vielfältiges Angebot an Workshops zu aktuellen Themen der SchuSo.

In dem Workshop „Sicheres Herangehen in schwierigen Gesprächen im Kinderschutz“ mit Eike von Baalen (Fachbereichsleitung ambulante Hilfen zur Erziehung, Kinderschutz-beauftragte / pro juventa gGmbH) ging es darum, wie SchuSo ihre Rolle bei Verdachtsfällen von Kindeswohlgefährdung sicher und strukturiert wahrnehmen können. Ein Schwerpunkt lag auf der Gesprächsführung mit Eltern, Lehrkräften und Behörden, wobei SchuSo als Vermittlung auftritt, ohne die Verantwortung der Behörden zu übernehmen. Der Workshop betonte die Bedeutung transparenter Kommunikation, das Setzen klarer Prioritäten sowie die enge Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Jugendamt, um das Wohl des Kindes zu schützen.

Der zweite Tag begann mit einem hybriden Vortrag von Natalie Hellerich (Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Sozialarbeiterin / Stuttgart) mit dem Titel „Aber da muss man doch was machen – Schulsozialarbeit zwischen Handlungsdruck, Überforderung und gesunder Abgrenzung in Krisensituationen“. Die Referentin machte deutlich, dass Schulsozialarbeitende ihre Grenzen kennen und diese klar nach außen kommunizieren müssten und dürften, um unrealistische Erwartungen zu vermeiden. Sie empfahl für Krisenfälle „Notfallpläne“ zu entwickeln, Problemlösestrategien parat zu haben und bei Unsicherheit externe Unterstützung hinzuziehen. Selbstfürsorge und klare Abgrenzung ihrer Rolle seien entscheidend, um langfristig handlungsfähig zu bleiben und professionelle Unterstützung zu gewährleisten.

Zum Abschluss der Tagung wurde den Teilnehmenden in Form eines "Ideen-Booster“ (Barcamp moderiert von Uwe Straß) der Austausch zu eigenen Fragen, Themen, Erfahrungen und Ideen in Interessengruppen ermöglicht. Zu den Austauschthemen gehörten unter anderem:

  • Thema: Bleibt SchuSo KJH?
  • Startchancen-Programm (Perspektive der Träger)
  • Tiergestützte Ansätze in der SchuSo
  • Austausch - aktuelle Lebenswelten von jungen Menschen / Herausforderungen (psychische Probleme, Auffälligkeiten in Sozialverhalten)
  • Demokratieförderung
  • Prävention sexualisierter Gewalt
  • Therapeutisches Boxen
  • Radikalisierung
  • Queer* und Schule
  • Partizipation an der Grundschule

Das Schlusswort der Tagung hatten Lisa-Marie Schlüter (Netzwerk SchuSo) und Claudio De Bartolo: „Wir arbeiten weiter zusammen an den aktuellen Themen, die das Arbeitsfeld betreffen, wie das Thema Startchancen-Programm. Hierbei setzen wir uns fachlich für die SchuSo als wichtiges Kinder- und Jugendhilfeangebot ein.

Die Jahrestagungen Schulsozialarbeit werden jährlich zusammen mit dem Netzwerk Schulsozialarbeit Baden-Württemberg e.V. durchgeführt