Schulsozialarbeit auch in Zukunft – Schulsozialarbeit gegen Diskriminierung

Sechstes Vernetzungs- und Austauschtreffen für Koordinationsstellen / Fachverantwortliche für die Jugendsozialarbeit an öffentlichen Schulen (Schulsozialarbeit) der Stadt- und Landkreise / Jugendämter Baden-Württembergs

Am 25. Oktober 2024 versammelten sich in den Räumlichkeiten des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) Fachverantwortliche und Koordinator*innen, um die Zukunft und die aktuellen Herausforderungen der Schulsozialarbeit zu diskutieren und um sich zu vernetzen. Im Mittelpunkt standen die dringenden Themen Diskriminierung im Schulalltag, Fachkräftemangel und die kommende Verwaltungsvorschrift (VwV) zur Regelung der Landesförderung Schulsozialarbeit.

Der Tag startete mit einer Begrüßungsrunde und Einführung durch Marion Steck, Leiterin Referat 44 des KVJS-Landesjugendamts. Sie berichtete über den letzten Landesjugendhilfeausschusses (LJHA) und den dortigen Diskussionen zur Schulsozialarbeit.

Andreas Foitzik (adis e.V.) lud zur Reflexion über die Rolle der Schulsozialarbeiter*innen als „Change Agents“ ein, um diskriminierendes Verhalten im Schulalltag gezielt zu thematisieren und anzugehen. Sein Vortrag in dieser Runde ist Teil des Transfers zum KVJS geförderten Modellvorhaben „Quo Vadis? Veränderungen anstoßen – Diskriminierung im Schulalltag angehen – Schulsozialarbeiter*innen als „Change Agents“. „Diskriminierung kann nur dann überwunden werden, wenn sie offen angesprochen und ernst genommen wird“, betonte Andreas Foitzik. Im Diskurs stand die Frage, wie diskriminierungssensible Räume geschaffen und wie Schulen dabei unterstützt werden können. Hierbei betonte er, dass Schulsozialarbeitenden aufgrund ihrer teils ungeklärten Rolle an der Schule, oft wenig Möglichkeiten haben, Diskriminierung strukturell anzugehen. Der Verein bietet verschiedene Materialien an, wie Schulen und insbesondere auch die Schulsozialarbeit das Thema Diskriminierung praktisch angehen können:

Die Schulsozialarbeit nehme in diesem Kontext eine besondere Stellung ein, indem sie das Recht auf Teilhabe für alle Schüler:innen bzw. jungen Menschen als normative Basis vertrete. Diskriminierungskritische Praxisstandards, wie das Zuhören als Grundvoraussetzung und die Förderung von Empowerment-Räumen, wurden besprochen und können zur Selbststärkung betroffener Schüler:innen beitragen.

Nach einer Mittagspause gaben Riva Moll und Claudio De Bartolo (KVJS-Landesjugendamt / Team Kinder- und Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit) Einblicke in laufende Entwicklungen. Ein zentrales Thema, was das Arbeitsfeld gerade beschäftigt, war die anstehende neue VwV zur Schulsozialarbeit. Bisher liegt hierfür noch kein Entwurf für diese wichtige weitere Fördergrundlage vor. Die aktuellen Fördergrundsätze laufen Ende 2024 aus. Das Förderjahr/Schuljahr 2024/2025 ist darüber noch gesichert.

Ein weiteres zentrales Thema des Treffens war das „Startchancen-Programm“, das in den kommenden Jahren zusätzliche Schulsozialarbeit finanziell fördern soll und seitens des Kultusministeriums federführend umgesetzt wird. Das „Startchancen-Programm“ unterstützt gezielt Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler. Der Förderschwerpunkt „Personal zur Stärkung multiprofessioneller Teams“ betrifft u.a. die Möglichkeit der Förderung/des Einsatzes (weiterer) Schulsozialarbeit. Dabei bleibt jedoch unklar, wie die genaue Umsetzung des Programms aussehen wird. Die Teilnehmenden des Treffens waren sich einig, dass eine klare Regelung notwendig ist, um die Schulsozialarbeit erfolgreich weiterzuentwickeln.

Am Nachmittag berichtete Volker Reif (KVJS-Landesjugendamt / Jugendhilfeplanung & Berichterstattung) aktuelle Zahlen zur Schulsozialarbeit. Trotz steigender Zahlen von Schulsozialarbeiter*innen seit 2006 bleibt der Bedarf in den kommenden Jahren hoch. Besonders alarmierend: Der Altersdurchschnitt in der Schulsozialarbeit bleibt unverändert, sodass in den nächsten Jahren viele erfahrene Kräfte in den Ruhestand gehen. Bis 2030 werden allein aufgrund des ruhestandbedingten Ersatzbedarfes ca. 500 Fachkräfte benötigt, um den aktuellen Stand zu halten. Um die wachsenden Aufgaben an den Schulen zu bewältigen kann von einem Zuwachs von weiterhin durchschnittlich jährlich 150 Fachkräften analog zu den letzten Jahren und somit einem Mehrbedarf von weiteren rund 500 Fachkräften bis 2030 ausgegangen werden. Hierbei gestaltet sich die Nachwuchsgewinnung auch in diesem Arbeitsfeld schwierig und es sind kreative Lösungen gefragt.

Den Abschluss des Tages bildete ein interaktives „World Café“, bei dem die Teilnehmenden zu Schwerpunktthemen wie Demokratieförderung, Home-Office-Regelungen sowie Qualität und Wirkung in der Schulsozialarbeit diskutierten. Der Austausch gab wichtige Impulse, wie die Schulsozialarbeit auf aktuelle Herausforderungen reagieren und gleichzeitig ihre Rolle im Bildungssystem stärken kann.

Das Siebte Vernetzungs- und Austauschtreffen ist für den 11. Juli 2025 geplant. Die Zielgruppe erhält dafür rechtzeitig ein Save-The Date.